Reker will sich rechter Gewalt nicht beugen
20. November 2015Henriette Reker weiß um ihr Glück. Einen Tag vor ihrer Wahl zur neuen Oberbürgermeisterin Kölns überlebte sie einen Messerangriff eines mutmaßlichen Rechtsextremisten. Noch im Krankenhaus nahm sie die Wahl an, nachdem sie zeitweise im künstlichen Koma gelegen hatte.
Nun, einen Monat später, tritt die Politikerin ihr neues Amt ohne Angst an: "Es gibt keine Überzeugung oder Absicht, vor der ich jetzt zurücktrete nach dieser Gewalt, die ich erlebt habe", sagte Reker vor journalisten in Köln bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Angriff. Gleichzeitig erteilte sie rechtsextremer Hetze eine klare Abfuhr. "Gewalt und Hass belügen sich selbst. Sie sind keine Lösung."
Reker macht die Flüchtlingspolitik zu ihrem Hauptthema
Gegen den mutmaßlichen Attentäter wurde unmittelbar nach der Tat Haftbefehl erlassen. Ihm wird versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der arbeitslose Maler habe jahrelang Kontakte in die rechtsextreme Szene unterhalten, bestätigte der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz.
Die Ermittler gehen von einer politisch motivierten Tat aus, weil Reker vor ihrem Wechsel auf den OB-Posten als Kölner Sozialdezernentin für Flüchtlinge zuständig gewesen war. Sie hatte sich im Wahlkampf wiederholt für die Integration von Asylbewerbern ausgesprochen. Der Angreifer, so die Polizei, habe sich die 58-Jährige als Ziel ausgewählt, um "ein Klima der Angst" bei allen zu erzeugen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.
Reker kündigte an, auch im neuen Amt die Flüchtlingspolitik zu ihrem wichtigsten Thema zu machen. Gänzlich zur Normalität kann sie dabei noch nicht zurückkehren. Bei öffentlichen Terminen soll die Oberbürgermeisterin Personenschutz durch die Polizei erhalten.
hk/uh (dpa, afp)