Rekordhochwasser am Amazonas
2. Juni 2021Nach starken Regenfällen sind die größten Flüsse im Herzen des brasilianischen Amazonasgebiets auf Rekordniveau angeschwollen und haben schwere Überschwemmungen verursacht. Am Hafen von Manaus erreichte der Rio Negro, der dort in den Amazonas mündet, mit 29,98 Metern den höchsten Wasserstand seit dem Jahr 1902, wie das Nachrichtenportal "G1" am Dienstag (Ortszeit) berichtete. Beim als historisch bezeichneten Hochwasser von 2012 notierte der Pegel bei 29,97 Meter.
In fast allen Gemeinden des Bundesstaates Amazonas, der etwa viereinhalb Mal so groß ist wie Deutschland, wurden Straßen und Häuser überschwemmt. Etwa 450.000 Menschen sind betroffen. Auch der Amazonas, der wasserreichste Fluss der Welt, erreichte in Städten wie Itacoatiara Höchststände.
Die Metropole Manaus kämpft bereits seit mehr als einem Monat mit starkem Hochwasser. Es wird erwartet, dass der Wasserstand in den kommenden Tagen auf etwa 30 Meter steigt und sich dann stabilisiert, wie der Geologische Dienst Brasiliens mitteilte.
Laut Beobachtern häufen sich die Überflutungen in der Region, was vor allem auf den Klimawandel zurückzuführen sei. "In weniger als drei Jahren wiederholt sich ein Ereignis, das eigentlich nur alle 50 Jahre auftreten sollte", sagte Luna Gripp vom Geologischen Dienst Brasiliens der Zeitung "Folha de S. Paulo". Insgesamt seien sechs der zehn Rekord-Hochwasser in der Millionenstadt Manaus in den vergangenen 20 Jahren aufgetreten. Dort sind zur Zeit mehr als 24.000 Familien und 15 Stadtteile betroffen. Viele Bewohner mussten ihre Häuser verlassen.
Land unter herrscht in Teilen der Hafengegend und des historischen Zentrums von Manaus. Das Wasser drang in Läden ein und überschwemmte den wichtigsten Markt. In den am stärksten betroffenen Gegenden wurden mehr als 9000 Meter Holzbrücken - die sogenannten Marombas - gebaut. Auf Fotos war zu sehen, wie Passanten sich darauf fortbewegten. Manche machten auch vor Sehenswürdigkeiten Fotos mit dem Rekord-Hochwasser.
Die Überschwemmungen haben auch erhebliche Auswirkungen auf lokale Industrien wie Landwirtschaft und Viehzucht. Viele Familienbetriebe haben ihre Produktion unter dem Wasser verschwinden sehen. Andere konnten ihre Läden, Büros, Marktstände oder ihre Kunden nicht mehr erreichen.
uh/qu (dpa, ap)