Rekordregen lähmt Hongkong
8. September 2023Die schwersten Regenfälle seit knapp 140 Jahren haben weite Teile der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong lahmgelegt. Zahlreiche Straßen und U-Bahn-Stationen wurden überflutet, die Schulen blieben geschlossen. Auch die Hongkonger Börse setzte den Handel komplett aus. Mindestens zwei Menschen seien ums Leben gekommen; es habe mehr als 100 Verletzte gegeben, berichtet die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" unter Berufung auf die Polizei.
Am Freitagmorgen kämpften sich zahlreiche Taxis durch die überfluteten Straßen, während Pendler versuchten, zur Arbeit zu kommen. Bilder in sozialen Netzwerken zeigen überflutete U-Bahn-Stationen. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah eine zweispurigen Straße, die durch einen Erdrutsch komplett blockiert wurde. Auch der Hafentunnel, eine der Hauptachsen zwischen der Insel und dem ebenfalls zu Hongkong gehörenden Gebiet Kowloon auf dem Festland, wurde überflutet. Ein Einkaufszentrum im Stadtteil Chai Wan stand halb unter Wasser.
158 Liter Wasser pro Quadratmeter
Die heftigen Regenfälle hatten am Donnerstag begonnen. Kurz vor Mitternacht verzeichnete der Hongkonger Wetterdienst Niederschläge von 158 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde - ein Rekordwert seit 1884. Aus der nahe gelegenen Stadt Shenzhen, einer Technikmetropole in China mit mehr als 17,7 Millionen Einwohnern, wurden die heftigsten Regenfälle seit 1952 gemeldet. Die chinesische Wetterbehörde teilte mit, es werde bis zum frühen Samstag in den zentralen und südwestlichen Gebieten der Provinz Guandong Starkregen geben.
Die Passagier- und Frachtabfertigung an zwei Grenzübergängen zwischen Hongkong und Shenzhen wurde wegen der Überschwemmungen ausgesetzt. Auch einige Fährverbindungen von Hongkong in das Casino-Zentrum Macau wurden gestrichen.
Südchina war am vergangenen Wochenende kurz hintereinander von den beiden Taifunen "Saola" und "Haikui" getroffen worden. In Hongkong fielen die Schäden jedoch geringer aus als befürchtet. "Saola" hatte sich, kurz bevor er die frühere britische Kronkolonie erreichte, abgeschwächt. Laut dem Hongkonger Wetterdienst wurden die jüngsten Regenfälle von einem Tiefdruckgebiet verursacht, das mit Taifun "Haikui" in Verbindung steht.
Experten zufolge hat der Klimawandel die Intensität tropischer Stürme erhöht, wobei mehr Regen und stärkere Böen zu Sturzfluten führen können.
jj/fab (dpa, afp, rtr)