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Rekordverlust bei ThyssenKrupp

11. Dezember 2012

Verluste, Korruptionsvorwürfe, Fehlplanung - die schlechten Nachrichten nehmen kein Ende. Der größte deutsche Stahlkonzern steckt tief in der Krise - und der ThyssenKrupp-Chef in Erklärungsnot.

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ThyssenKrupp Stahlwerk in Brasilien (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte ThyssenKrupp einen Verlust von fünf Milliarden Euro. Damit war das Minus noch um 3,2 Milliarden Euro höher ausgefallen als im Vorjahr, teilte das Unternehmen mit. Allein Wertberichtigungen für die neuen Stahlwerke in den USA und Brasilien belasteten die Bilanz mit 3,6 Milliarden Euro.

Als Konsequenz aus dem Amerika-Debakel und mehreren Korruptions- und Kartellskandalen trennte sich der Konzern von drei seiner sechs Vorstandsmitglieder: Olaf Berlien, Edwin Eichler und Jürgen Claassen. Der Aufsichtsrat habe einen entsprechenden Vorschlag des Personalausschusses angenommen, teilte der Konzern mit.

"Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren"

ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger betonte: "Das Projekt Steel Americas und die verschiedenen Compliance-Verstöße haben nicht nur einen immensen finanziellen Schaden verursacht. Wir haben dadurch auch an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren." Der Aufsichtsrat habe mit den Veränderungen im Vorstand ein klares Zeichen für einen Neuanfang gesetzt. "Wir müssen und wir werden unsere Führungskultur grundlegend verändern, um wieder erfolgreich zu sein", sagte Hiesinger. Er kündigte an, jede Führungskraft sei künftig voll verantwortlich dafür, im eigenen Verantwortungsbereich ordnungsgemäße Geschäftsprozesse sicherzustellen.

Der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten von ThyssenKrupp - ohne die verkaufte Edelstahlsparte Inoxum und ohne das zum Verkauf gestellte amerikanische Stahlgeschäft - lag mit 40,1 Milliarden Euro um rund sechs Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch Rekorderlöse im Industriegütergeschäft konnten die Einbußen im traditionellen Stahlgeschäft nicht wettmachen. Angesichts der hohen Verluste wird der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende ausschütten.

Fehlentscheidungen bei ThyssenKrupp

Kurzarbeit verlängern?

Wegen der schwachen Nachfrage nach Stahl will ThyssenKrupp die Kurzarbeit in Deutschland verlängern. "Wir begrüßen die Überlegungen der Bundesregierung, das Kurzarbeitergeld auf zwölf Monate zu verlängern und gehen davon aus, dass wir gemeinsame Lösungen finden", sagte Hiesinger. Der Konzern hatte im August für knapp 2200 der rund 17.500 Stahlarbeiter in Deutschland Kurzarbeit eingeführt. ThyssenKrupp kündigte zugleich an, auf die Verschärfung des Umfelds für die europäische Stahlindustrie mit hohen Überkapazitäten und Preisdruck reagieren zu wollen. Im Stahlgeschäft in Europa war im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr der operative Gewinn um fast 80 Prozent auf 247 Millionen Euro eingebrochen.

Krupp-Stiftung regelt Steinbrücks Nachfolge

Die Krupp-Stiftung teilte unterdessen mit, dass sie ein eigenes Vorstandsmitglied als Nachfolger des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück in den Aufsichtsrat von ThyssenKrupp entsenden will. Demnach soll der 52-jährige Ralf Nentwig Anfang Januar in das Kontrollgremium einziehen. Steinbrück hatte nach der Nominierung zum Kanzlerkandidaten angekündigt, den Posten niederzulegen.

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hält rund 25 Prozent an dem größten deutschen Stahlkonzern. Sie gilt als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme und kann drei Vertreter direkt in den Aufsichtsrat entsenden. Steinbrück war seit Januar 2011 Mitglied des Gremiums.

bea/rbr/as (dapd, dpa, rtr)