Bollywood-Remakes von Hollywood-Filmen
Seit Jahrzehnten bedient sich Indiens Filmindustrie ungeniert am geistigen Eigentum aus den USA. Mehr oder weniger legal - mal vom Ideengeber gewürdigt, mal einfach nur bizarr.
"Forrest Gump"
Es ist ein gängiges Verfahren: Große Filmmärkte legen Stoffe, die woanders erfolgreich gelaufen sind, für ihr regionales Publikum neu auf. Deutschland verfilmt Geschichten aus Frankreich, die USA von überall auf der Welt. Dafür kaufen die Studios die Rechte. Bollywood dagegen neigt zum Plagiat. Bei der indischen Neu-Verfilmung des Oscar-prämierten Dramas "Forrest Gump" mit Tom Hanks lief aber ...
"Laal Singh Chaddha"
... alles korrekt: Das Bollywood-Remake "Laal Singh Chaddha", das gerade in den indischen Kinos anlief, ist eine Produktion des Studios Viacom 18, das wiederum zum US-Konzern Paramount Pictures gehört. Genau dort liegen auch die Filmrechte an "Forrest Gump", weshalb Bollywood-Regisseur Aamir Khan keine schlaflosen Nächte wegen Urheberrechtsverletzung haben muss.
"Dirty Dancing"
Indiens Filmindustrie bedient sich seit Jahrzehnten vor allem an Stoffen des US-Markts, ungeniert - und ungestraft: Komödie, Krimi, Drama und - na klar - Tanzfilm. "Dirty Dancing" war 1987 ein Überraschungserfolg: kleines Budget, relativ unbekannte Darsteller, dazu Musik und viele Tanzszenen. Pooja Bhatt hat ihn 2006 neu aufgelegt: "Holiday" konnte aber nicht an den Erfolg des Originals anknüpfen.
"Mrs. Doubtfire"
Ein geschiedener Mann verkleidet sich als Frau, damit seine Ex-Frau ihn als Haushälterin einstellt und er Zeit mit seinen Kindern verbringen kann. Eine herzzerreißende Geschichte, die Regisseur Chris Columbus 1993 in ein komisches Gewand packte und dem 2014 gestorbenen US-Schauspieler Robin Williams eine Paraderolle bot.
"Chachi 420"
1997 verfilmte Bollywood die Komödie unter dem Titel "Chachi 420", Hauptrolle und Regie übernahm Kamal Haasan. Der Film war, genau genommen, ein doppeltes Remake, denn seine unmittelbare Vorlage war "Avvai Shanmugi" aus Kollywood, dem indischen Filmzweig, dessen Produktionen nicht in Hindi, sondern in der Sprache Tamil gedreht werden. "Chachi 420" war ein großer Erfolg an den Kinokassen.
"Kaante"
Eine Gruppe von Verbrechern scheitert bei einem Banküberfall - ein üblicher Filmstoff, der noch keine Rückschlüsse auf eine Kopie zulässt. Die indische Produktion "Kaante" (übersetzt: "Dornen") aus dem Jahr 2002 bediente sich aber sehr eindeutig an einer US-Vorlage des mittlerweile zum Kult-Regisseur avancierten Quentin Tarantino. In seinem Debütfilm "Reservoir Dogs" ließ Tarantino 1992 ...
"Reservoir Dogs"
... ein Ensemble um Harvey Keitel, Steve Buscemi und Tim Roth aufeinander los. Während nicht lizensierte Kopien für viele Filmschaffende ein Ärgernis sind, zeigte sich Tarantino vom Remake angetan - wohl, weil er selbst gerne ausgiebig aus alten Filmen zitiert. Vielleicht hat ihm auch imponiert, dass sogar dieser knallharte Streifen nicht ohne die für Bollywood typischen Gesangseinlagen auskommt.
"Superman"
Manchmal sind die Bollywood-Remakes auch so offensichtlich dreist geklaut, dass es schon wieder witzig ist. Weil 1987 für eine "Superman"-Adaption das nötige Kleingeld fehlte, kopierte Regisseur B. Gupta kurzerhand ganze Ausschnitte aus dem Original (im Bild: Christopher Reeve) und fügte sie in seinen Film ein. Immerhin die Hauptrolle wurde mit dem indischen Filmstar Dharmendra wirklich besetzt.
"Hari Puttar"
Zugegeben, "Hari Puttar" klingt schon verdächtig nach dem Zauberschüler Harry Potter, und erinnert das Haus im Hintergrund nicht an die Zauberschule Hogwarts? Ausgerechnet in diesem Fall klagte tatsächlich mal ein US-Filmstudio gegen die Selbstbedienung aus Bollywood. Doch Warner Bros. unterlag vor Gericht, denn "Hari Puttar" ist nicht der Verfilmung von J.K. Rowlings Werken entlehnt, sondern ...
"Kevin - Allein zu Haus"
... der US-Komödie "Kevin - Allein zu Haus". In der Klamotte aus dem Jahr 1990 schlägt sich der damalige Kinderstar Macaulay Culkin in der Rolle des bei der Abreise in den Familien-Urlaub zu Hause vergessenen Kevin mit zwei trotteligen Einbrechern herum. Immerhin war Bollywood so kulant, sich mit der Kopie des Filmstoffs 18 Jahre Zeit zu lassen.