Fußball
9. Juni 2007Es dauerte bis zum letzten Spieltag in der zweiten Liga, aber am Ende hatte Rostock das große Ziel erreicht. Dank eines 3:1-Sieges gegen Unterhaching schaffte Hansa nach zwei Jahren die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus.
Der Aufstieg des Ostseevereins wirkt stellvertretend für die Mini-Renaissance des ostdeutschen Fußballs. Aber Klubpräsident Dirk Grabow weiß, dass Klubs ohne großes Geld, egal ob Ost oder West, oft Probleme haben, Erfolge auszubauen.
"Das ist das Los der kleinen Vereine, dass man immer damit rechnen muss, dass man absteigen kann. Da muss man sich einfach mit dem Gedanken vertraut machen, dass es einen immer wieder erwischen kann", sagte Grabow DW-WORLD.DE.
Nicht allein die Größe zählt
Rostock hat nur 200.000 Einwohner, weniger als die Hälfte von Dresden oder Leipzig, doch in Sachen Bundesliga stellt Hansa Dynamo oder den VfB in den Schatten. Zehn Jahre lang, von 1995 bis 2005, hielt Rostock die Erstklassigkeit - eine einmalige Leistung für einen Ostklub.
Die Schlüssel zu diesem Erfolg sind Teamgeist, Jugendarbeit und finanzielle Seriosität - Eigenschaften, die auch nach Hansas letztem Abstieg beibehalten wurden.
"Wir haben weniger daran gedacht, Angst haben zu müssen, ewig in der zweiten Liga zu spielen. Man hatte das Ziel, wieder aufzusteigen, und das haben wir geschafft", sagte Grabow.
Unter den Klubs aus den neuen Bundesländern hatte Rostock allerdings von Anfang an eine günstige Ausgangsposition. 1991 durfte Hansa als Meister- und Pokalsieger nach der letzten Saison der DDR-Oberliga gleich im lukrativen Oberhaus der Bundesliga starten. Seitdem sind Hansa Rostock und Energie Cottbus die zwei prominentesten ostdeutschen Fußball-Klubs.
Der Hansa-Chef weiß um die symbolische Verantwortung, die den Erfolg begleitet: "Uns ist bewusst, dass wir ein Aushängeschild für den Fußball in den neuen Bundesländern sind. Vielleicht haben wir auch eine gewisse Vorbildfunktion, zu zeigen, dass es einfach möglich ist."
Angeknockt, aber nicht k.o.
Für den FC Magdeburg war der letzte Tag der gerade abgelaufenen Regionalliga-Saison dagegen ein bitterer. Ein einziges Tor fehlte dem mehrmaligen DDR-Pokal-Sieger zum zweiten Aufstieg hintereinander.
Dennoch zeigte Magdeburg während der Saison 2006/07, dass der Verein langsam einige typisch ostdeutsche Fußball-Probleme in den Griff bekommen hat.
Nach der Wiedervereinigung hatte der Klub in mehreren Qualifikationsrunden das Ziel Bundesliga mehr und mehr aus den Augen verloren. Das hieß damals für den Traditionsverein: die vierte Liga.
"Wir sagen immer, der FC Magdeburg ist nie abgestiegen und ist trotzdem in den Niederungen des Fußballs angekommen", erzählte Klub-Manager Bernd Hofmann DW-WORLD.DE.
Der Tiefpunkt kam 2002, als der FC Insolvenz anmelden musste. "Nach der Wiedervereinigung", sagte Hofmann, "war es bei vielen ostdeutschen Vereinen so, dass sie nicht wussten, wie Marktwirtschaft funktioniert. Viele Westvereine haben uns viele Spieler weggekauft, und durch fehlende Management-Erfahrung sind viele Klubs nie wieder hoch gekommen."
Im Aufwind
Momentan sieht Magdeburgs Zukunft viel rosiger aus, dank einer soliden Finanzpolitik und viel versprechenden Talenten aus den eigenen Reihen.
"Wir haben es geschafft, auf Grund des Konsolidierungskurses erstmal Ruhe in den Verein zu bringen. Die zweite Grundlage ist, dass unser Cheftrainer Heine es hervorragend verstanden hat, eine Mannschaft zu formen, in der acht Jungs aus Magdeburg spielen. Ich denke, man kann mit Stolz behaupten, dass es so was nirgendwo im Profifußball gibt", sagte Hofmann.
Momentan wäre es sicherlich übertrieben, von einer neuen Glanzzeit des ostdeutschen Fußballs zu sprechen. Aber die Weichen sind gestellt, meint auch Rostocks Dirk Grabow: "Ich denke, dass die Vereine in anderen Städten es auch langfristig schaffen können, in die höchste Spielklasse zu kommen."