Rettungsaktion auf den Philippinen
26. Februar 2017Das philippinische Militär hat mutmaßliche Verstecke der Terrororganisation Abu Sayyaf aus der Luft angegriffen. In deren Gewalt auf der Insel Jolo befindet sich seit knapp vier Monaten der deutsche Segler Jürgen Kantner. Die Entführer des 70-Jährigen hatten mit seiner Ermordung gedroht, wenn sie nicht bis Sonntag, 8 Uhr (MEZ), ein Lösegeld von umgerechnet rund 570.000 Euro erhalten. Der deutsche Segler hatte am 14. Februar in einer Videobotschaft die deutsche und philippinische Regierung um Hilfe gebeten. In der Botschaft stellen Angehörige der Terrorgruppe das "letzte Ultimatum", wie sie es nennen. Das Schicksam des Entführten ist ungewiss.
Auch Bodenoffensive geplant
Wie ein Militärsprecher mitteilte, bereiten Bodentruppen eine Offensive gegen Abu Sayyaf auf Jolo vor. Die militärische Operation werde trotz der Gefahr für das Entführungsopfer ausgeführt. "Die bewaffneten Einsatzkräfte werden dem Feind die Bedingungen diktieren, nicht umgekehrt", kommentierte der Militärsprecher den Einsatz. Es gehe nicht nur um die Befreiung der Geisel, sondern auch darum, der Terrorgruppe einen beträchtlichen Schaden zuzufügen. Die Luftangriffe fanden in einem Waldgebiet in der Nähe der Stadt Patikul statt, in der bis zu 60 Mitglieder der Terrororganisation vermutet werden.
Partnerin von Kantner ermordet
Das philippinische Militär hatte Anfang November 2016 die Entführung Kantners gemeldet. Demnach entdeckten Anwohner die vor der Südküste der Philippinen treibende Yacht des passionierten Seglers mit der Leiche seiner Partnerin. Von Kantner selbst fehlte zunächst jede Spur.
Damals veröffentlichte Abu Sayyaf eine Audiobotschaft, auf der auch Kantners Stimme zu hören war. Am 31. Dezember veröffentlichten die Islamisten weitere Fotos von Kantner. Die beiden Segler waren bereits 2008 von somalischen Piraten entführt worden. Damals kamen sie nach 52 Tagen wieder frei.
Immer wieder Entführungen von Ausländern
Abu Sayyaf wurde in den 90er Jahren mit Geld von dem mittlerweile getöteten Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gegründet und hat inzwischen der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) Gefolgschaft geschworen. Die Gruppe wurde durch die Entführung vieler Ausländer bekannt.
Im Frühjahr 2000 machte die Extremistengruppe mit der Verschleppung von elf westlichen Ausländern Schlagzeilen, darunter die Göttinger Familie Wallert. Wie sie freikam, wurde nie öffentlich geklärt.
Im Oktober 2014 ließ Abu Sayyaf zwei deutsche Segler nach einem halben Jahr in Geiselhaft frei. Die Islamisten erklärten, sie hätten umgerechnet mehr als fünf Millionen Dollar Lösegeld für das Paar erhalten. Im vergangenen Jahr ermordeten sie zwei kanadische Geiseln, weil ihre Lösegeldforderungen nicht erfüllt worden waren.
chr/mak (dpa, afp)