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Rettungskonferenz für die Seen

1. November 2005

Der Aralsee ist fast verschwunden, der Tschadsee geschrumpft: Seen sind unverzichtbar, aber bedroht. Bei der Welt-Seen-Konferenz in Nairobi beraten Experten, was zu tun ist. Fest steht: Umweltschutz allein reicht nicht.

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Im Viktoriasee sterben immer mehr Fischarten ausBild: dpa - Fotoreport

Zum ersten Mal, seit es die "World Lakes Conference" gibt, treffen sich Forscher, Politiker und andere Wasserexperten in Afrika - genauer in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Denn diesmal sind die afrikanischen Seen das Schwerpunktthema, und ein Bericht, der "Lake Management Initiative Report", soll die Angelegenheit auf der Tagesordnung der Weltöffentlichkeit ein Stück weiter nach oben bringen. An dem Report hat die Weltbank genauso mitgearbeitet wie die Nichtregierungsorganisation ILEC (International Lake Environment Committee). Sie richtet zusammen mit dem kenianischen Wasserministerium die 11. Welt-Seen-Konferenz 2005 aus.

Süßwasser-Vorrat auf der Kippe

Und die Experten in Nairobi müssen sich um viele afrikanische Seen Sorgen machen - allein schon in Kenia. Der Victoria-See zum Beispiel, der auch das Gebiet von Uganda und Tansania berührt, droht das Gleichgewicht zu verlieren. Der zweitgrößte Süßwassersee der Welt bekommt zu viele Nährstoffe aus Dünger und Industrieabwässern. Algen und Wasserhyazinthen vermehren sich viel zu stark, warnt die ILEC. Gleichzeitig würden 30 Millionen Menschen im Victoria-See fischen, nicht nur um sich zu ernähren, sondern auch um den Fisch zu verkaufen. Das Ergebnis: Die Hälfte der Fischarten in dem wichtigen Wasserreservoir sei ausgestorben.

Der Tschad-See 1973
Der Tschadsee 1973...Bild: dpa
Tschad-See, 1997
... und 1997 - auf ein Fünftel geschrumpftBild: dpa

Auch der Tschadsee im Sudan geht einer bedenklichen Zukunft entgegen: Er ist seit den 1970er Jahren beträchtlich geschrumpft, sein Nordteil ist sogar ganz ausgetrocknet. Andererseits hat es im Süden in den letzten Jahren immer wieder außergewöhnliche Überschwemmungen gegeben. Nach Untersuchungen der Universität von Wisconsin besitzt der See heute nur noch ein Fünftel der Größe wie vor 35 Jahren, weil die Anwohner immer mehr Wasser verbrauchen.

Zusammenarbeit unverzichtbar

Dem kleinen Naivasha-See in Kenia geht es kaum besser. Das 160 Quadratkilometer große Gewässer wird laut ILEC immer kleiner, weil immer mehr Menschen sich dort ansiedeln und Wasser verbrauchen - ebenso wie die aufwändigen Bewässerungsanlagen der Farmer, die dort Schnittblumen anbauen. Gleichzeitig werde den wild lebenden Tieren der Zugang zum Wasser abgeschnitten.

Ein Positivbeispiel ist dagegen der Tanganjika-See: Dort arbeiten die Anrainerstaaten im "Lake Tanganyika Biodiversity Project" zusammen. Sie erforschen, wie es um den See steht, etwa in Sachen Verschmutzung oder Fischreichtum. Und aus den Daten wollen sie ermitteln, wie sie den See nutzen können, ohne ihn zu ruinieren.

Nicht nur Politiker am Tisch

Ehemaliger Hafen am Aralsee
Einstige Häfen am Aral-See liegen trockenBild: Mikael Hertoft

Über See-Sorgen und Strategien wird auf der Seen-Konferenz diskutiert - noch bis zum 4. November 2005. Hochrangige Politiker sollen sich dort treffen, aber auch Jugendliche. Dabei geht es nicht nur um direkten Umweltschutz und wissenschaftliche Messmethoden, sondern auch darum, die See-Anwohner besser in die Schutzprojekte einzubinden und sie ihnen zu erklären. Und um Armutsbekämpfung, damit die Menschen nicht mehr so sehr auf die Ausbeutung der Seen angewiesen sind. (reh)