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Ostseefischer dürfen weniger fangen

28. Oktober 2008

Überfischung und illegale Fänge haben Hering und Dorsch in der Ostsee schwer zugesetzt. Die EU kürzt jetzt die Fangquoten drastisch.

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Fischtrawler im Hafen von Rostock (Quelle: AP)
Fischtrawler im Hafen von RostockBild: picture-alliance/ ZB

Die deutschen Ostsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr nicht mehr so viel Hering und Dorsch fangen wie bisher. Die für Fischerei zuständigen Minister der Mitgliedsländer der Europäischen Union verständigten sich am Montag (27.10.2008) bei einem Treffen in Luxemburg auf eine deutliche Senkung der Fangquoten in der westlichen Ostsee für das Jahr 2009. Dies gilt damit auch für Fischer aus Dänemark, Schweden und Polen.

Die Quote für Hering wurde um 39 Prozent gesenkt, die für Dorsch, den Ostsee-Kabeljau, um 15 Prozent. Beim Hering entspricht dies einer Fangmenge von 25.839 Tonnen. In diesem Jahr sind es noch 44.550 Tonnen.

"Tribut für den Wiederaufbau"

Der deutsche Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann sprach nach den Verhandlungen in Luxemburg von einem Ergebnis, bei dem man nicht jubilieren könne. Die Quotenkürzungen seien aber der Tribut, der für den Wiederaufbau der Fischbestände geleistet werden müsse. "Wir müssen der Realität Rechnung tragen, dass wir kaum Zuwächse im Fischbestand haben", betonte Lindemann.

Frisch gefangene Heringe (Quelle: AP)
Frisch gefangene HeringeBild: AP

EU-Fischereikommissar Joe Borg hatte deshalb sogar eine Kürzung der Quote beim Hering um 63 Prozent vorgeschlagen. Dies hatten neben Deutschland auch die anderen EU-Ostsee-Anrainer abgelehnt. Lindemann bezeichnete den Vorschlag als nicht akzeptabel und auch nicht wissenschaftlich herleitbar.

Immer weniger junge Heringe

Zugleich forderte die Ministerrunde die EU-Kommission auf, bis Mitte nächsten Jahres einen Plan für die nachhaltige Bewirtschaftung des Herings zu erarbeiten. Anders als bei anderen Fischarten liegen die Probleme beim Hering Wissenschaftlern zufolge nicht in erster Linie an der Überfischung. Nach Angaben des Instituts für Ostseefischerei in Rostock gibt es seit fünf Jahren jährlich 30 bis 50 Prozent weniger Jung-Heringe als im Vorjahr. Die Gründe sind noch unklar. Als eine mögliche Ursache gilt der Klimawandel. Die Experten weisen aber auch darauf hin, dass im vergangenen Jahr die Fangquote nur um zehn anstatt wie von Experten vorgeschlagen um mindestens 20 Prozent reduziert wurde.

Ein firsch gefangener Dorsch zappelt im Netz (Quelle: AP)
Ein firsch gefangener Dorsch zappelt im NetzBild: AP

Die Minister senkten außerdem die Quoten für Scholle und Lachs um fünf Prozent sowie die für Sprotte um zwölf Prozent. Für den östlichen Teil der Ostsee wurden die Quoten für den Dorsch gleichzeitig um 15 Prozent erhöht. Die Bestände dort hätten sich in den vergangenen Jahren erholt.

Die Fangquoten unter anderem für die Nordsee, den Atlantik und das Mittelmeer werden bei EU-Ministerräten im November und Dezember in Brüssel festgelegt werden.

Kritik von Umweltschützern

Die Umweltschutzorganisation WWF kritisierte die Senkung der Fangquoten als nicht weitgehend genug. Die beschlossene Kürzung der Fangquote für Hering um 39 Prozent sei zwar ohne Zweifel eine "verdammt bittere Pille für die Fischer", reiche aber trotzdem nicht aus, um für eine Erholung des Herings zu sorgen, sagte WWF-Expertin Karoline Schacht. Europas Fischereiminister riskierten die Zukunft des Herings und damit die Zukunft vieler Fischer. Sie ignorieren zum wiederholten Male die Empfehlungen der Wissenschaft zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen, krititsierte die Umweltschützerin. (wl)