"Rettungsroutine" ist Wort des Jahres
14. Dezember 2012Mit Blick auf das Wort "Rettungsprämie" erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden bei der Bekanntgabe der Wörter des Jahres, der Begriff spiegele das Thema der instabilen europäischen Wirtschaftslage wider und beschreibe die zahlreichen und wiederkehrenden Maßnahmen zur Stabilisierung. Sprachlich interessant sei die widersprüchliche Bedeutung der beiden Wortbestandteile: Während eine Rettung eigentlich eine akute, aber abgeschlossene Handlung darstelle, meine Routine eine wiederkehrende und auf Erfahrungen basierende Entwicklung.
Auf Platz zwei wählte die Jury der Sprachwissenschaftler das Wort "Kanzlerpräsidentin". Gemeint sei Angela Merkel, die als Bundeskanzlerin gelegentlich auch die neutralen und zurückhaltenden Eigenschaften eines deutschen Bundespräsidenten zeige.
Rang drei nahm der Begriff "Bildungsabwendungsprämie" ein, der von Gegnern des Betreuungsgeldes geprägt wurde. Es handele sich um einen "gelungenen Kampfbegriff" der Gegner des Betreuungsgeldes, entschied die Gesellschaft für deutsche Sprache.
Auf den weiteren Plätzen folgten die "Schlecker-Frauen", das Wort "wulffen" im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff sowie die "Netzhetze" als deutsche Bezeichnung für den intermedialen Shitstorm.
Die Jury aus Sprachwissenschaftlern wählt die Wörter des Jahres seit 1971 aus mehreren tausend Vorschlägen aus. Gekürt werden Ausdrücke, die nach ihrer Einschätzung die öffentliche Diskussion des Jahres besonders prägten, für wichtige Themen stehen oder aus anderen Gründen als charakteristisch für das jeweilige Jahr erscheinen. Im vergangenen Jahr hatte sich das Wort "Stresstest" durchgesetzt. 2010 wurde der Begriff "Wutbürger" gekürt, 2009 die "Abwrackprämie", 2008 die "Finanzkrise", 2007 das Wort "Klimakatastrophe" und 2006, im Jahr der Fußball-Welmeisterschaft in Deutschland, die "Fanmeile".
qu/kle (dpa, dapd, kna)