Riesige Reichweite russischer Propaganda
31. Oktober 2017Aus Russland stammende Facebook-Beiträge zur Beeinflussung der US-Politik sind dem weltgrößten Online-Netzwerk zufolge weit zahlreicher als bislang angenommen. Zwischen Juni 2015 und August 2017 seien rund 80.000 solcher Posts von der mutmaßlichen "Troll"-Fabrik Internet Research Agency aus St. Petersburg platziert worden, wie aus einer Facebook-Stellungnahme für den US-Kongress hervorgeht.
Reichweite laut Schätzungen verzehnfacht
Diese Beiträge von teils gefälschten Nutzerprofilen hätten rund 126 Millionen Nutzer erreichen können und damit rechnerisch etwa die Hälfte der US-Wahlberechtigten. Facebook hat in Nordamerika nach jüngsten Angaben 236 Millionen monatlich aktive Nutzer. Für Trump stimmten bei der Präsidentenwahl insgesamt knapp 63 Millionen Amerikaner. Sicher sei, dass die Beiträge als Werbung für 11,4 Millionen Nutzer gebucht worden seien. Die neue Reichweiten-Schätzung berücksichtigt laut Facebook nun aber, wie oft die gebuchten Inhalte von den Nutzern untereinander geteilt worden seien. Die meisten Posts zielten auf eine Spaltung der Gesellschaft und ein Schüren von sozialen und politischen Spannungen, heißt es in der Stellungnahme weiter. So sei dort zum Beispiel die Diskriminierung von Afroamerikanern kritisiert - aber auch die Angst vor muslimischen Einwanderern geschürt worden.
Der Kurznachrichtendienst Twitter fand Insidern zufolge 2752 dubiose Profile aus Russland und damit ebenfalls weit mehr als bislang bekannt. Zunächst war von gut 200 die Rede. Diese Nutzerkonten, die ebenfalls zur russischen Internet Research Agency zurückverfolgt worden, seien gesperrt und ihre Namen den US-Behörden mitgeteilt worden. Experten zufolge soll Internet Research Agency Hunderte sogenannte Trolle beschäftigen, die über gefälschte Profile Kommentare auf sozialen Netzwerken posten.
US-Geheimdienste ermitteln wegen russischer Einflussnahme
Vertreter von Facebook, Twitter und Google sollen sich in dieser Woche vor Kongressausschüssen zu dem Verdacht einer Einmischung Russlands in den Präsidentschaftswahlkampf 2016 durch die Verbreitung von Fehlinformationen äußern.
US-Geheimdienste waren zu dem Schluss gekommen, die russische Regierung habe eine Beeinflussung des Wahlkampfs zugunsten des jetzigen Präsidenten Donald Trump angeordnet. So sollen Hacker auch peinliche oder belastende E-Mails aus dem Lager von Trumps Kontrahentin Hillary Clinton ausgespäht und veröffentlicht haben. Zudem soll im Auftrag Russlands Anti-Clinton-Propaganda in sozialen Netzen verbreitet worden sein. Russland weist die Vorwürfe zurück. Trump hat erklärt, es habe keine Kooperation zwischen seinem Wahlkampfteam und der Moskauer Regierung gegeben. Mehrere US-Ermittlergruppen befassen sich mit den Vorgängen.
cw/jj (afp, rtr)