Riesling: Der König der Weißweine
Riesling ist der beliebteste deutsche Wein, kein anderer wird in größerer Menge exportiert. Seit Jahrhunderten wird der Weißwein hier angebaut. Doch woher die Traube ursprünglich stammt, ist noch immer ungeklärt.
Leichtgewicht und Schwergewicht
Riesling hat eine enorme Bandbreite an Aromen. Sie reicht vom feinfruchtigen Kabinett mit rund zehn Prozent Alkohol über komplexe trockene Weine - die so genannten Großen Gewächse - mit bis zu 14 Prozent Alkohol bis hin zu edelsüßen Auslesen oder Trockenbeerenauslesen, die teilweise nur sechs Prozent Alkohol aufweisen.
Aromawunder
Der Geschmack eines Rieslings beginnt in der Nase. Die Rebsorte ist eine der aromareichsten überhaupt. Sie bietet vor allem Nektarine, Aprikose, aber auch Apfel- und Birnenaromen. Entscheidend ist auch das Alter. Je länger gereift der Wein ist, desto mehr schwindet das Fruchtaroma und mineralische Töne kommen zum Vorschein.
Unklare Herkunft
"Keiner weiß, woher er kam", sagt der Wein-Journalist Rudolf Knoll über den Riesling. Anders als viele andere Rebsorten bleibt der "König der Weißweine" im Dunkel. Es gibt Stimmen, die den Wein im alten Rom verankern, andere sprechen von der Stadt Worms als Geburtsort der Sorte. Hier wurde die Traube immerhin im Jahre 1490 urkundlich erwähnt.
Exportschlager Wein
Aus Deutschland wurden im vergangenen Jahr etwa 3,6 Millionen Hektoliter Wein exportiert. Gemessen an der Anbaufläche und Verbreitung von Rebsorten spielt Riesling hier eine herausragende Rolle. Hauptabnehmer sind die Niederlande, Großbritannien und die USA, etwa 40 Prozent des Weinexportes geht dorthin. Insgesamt exportiert Deutschland in 120 Länder, 861 Millionen Euro werden umgesetzt.
Im Namen der Rose
Das Kloster Eberbach, genauer die Gruppe der hessischen Staatsweingüter, ist mit einer Fläche von rund 200 Hektar das größte Weingut Deutschlands. Drei Viertel der Fläche gehören dem Riesling. Das Kloster atmet Geschichte: 1136 wurde es gegründet. Auch Hollywood war schon da, viele Szenen des Films "Der Name der Rose" sind hier gedreht worden.
Riviera an der Oberelbe
Das kleinste und nördlichste deutsche Anbaugebiet für Wein liegt im Bundesland Sachsen. Seit 800 Jahren reift hier auf einer Fläche von nur 450 Hektar vor allem Weißwein, also auch Riesling. Den sächsischen Weinen wird Charakter und eine unverwechselbar fruchtige Säure attestiert.
Kaiserliche Qualität
Kaiserliche Qualität Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts spielte Riesling an den Kaiser- und Königshäusern Europas eine wachsende Rolle, als Gegenstück zum Bordeaux. Viele Speisekarten dieser Zeit erwähnen Rieslinge des Weinguts Dr. Weil aus dem Rheingau, dessen Weine auch im Berliner Hotel Adlon und bei der Jungfernfahrt des Luftschiffs "LZ 127 Graf Zeppelin" im Jahr 1928 ausgeschenkt wurden.
ABC Movement
Vor nicht ganz zehn Jahren wurde Weinfreunden in den USA ihr Lieblingswein, der Chardonnay, fade. Alles schien beliebig, der Wein hatte das immer gleiche Aroma, er war kommerziell geworden. Das Ergebnis hieß “ABC Movement,” die “Anything But Chardonnay”-Bewegung. Und deren Gewinner war der Riesling. Gut für deutsche Weinbauern, die rund 50 Prozent des weltweiten Rieslings anbauen.
Weinjahr 2014
Die Winzer werden in diesem Jahr wohl eine anständige Ernte in ihre Fässer füllen. Erste Schätzungen aus dem August gehen davon aus, dass knapp 15% mehr Most als im Vorjahr geerntet werden wird. Daraus können dann 897.000 Hektoliter Wein gewonnen werden. Etwa zwei Drittel der Mostmenge entfällt auf weiße Trauben.