Rio gedenkt ermordeter Politikerin
15. April 2018An mehreren Stellen in der brasilianischen Millionen-Metropole versammelten sich Verwandte, Freunde und Weggefährten von Marielle Franco und gedachten der beliebten Politikerin. Die 38-Jährige war vor genau einem Monat zusammen mit ihrem Fahrer Anderson Gomes erschossen worden. Auch Francos Schwester und die Frau des Fahrers nahmen an einem der Trauermärsche teil.
Bei den Kundgebungen an einigen Sehenswürdigkeiten der Stadt am Zuckerhut waren Plakate zu sehen mit Slogans wie "Kämpft wie Marielle!"
Gegen Polizeigewalt
"Wer hat die Ermordung Marielles befohlen?" steht auf einem Transparent aus bunten Stoffen und Ballons, das die Trauernden auf dem bekannten Platz Largo Machado im Süden Rios präsentieren. Die Demonstranten kritisieren unter anderem, dass einen Monat nach der Tat noch immer keine Tatverdächtigen ermittelt wurden.
Franco und ihr Fahrer waren mit mehreren Schüssen in den Kopf im Stile einer Hinrichtung getötet worden. Sicherheitsminister Raul Jungmann hatte bestätigt, dass die Kugeln aus einer Polizeiwaffe abgefeuert wurden. Allerdings habe es sich um eine Pistole gehandelt, die "schon vor Jahren" in einem mehr als 2000 Kilometer entfernten Gebiet gestohlen worden sei.
Marielle Franco war afrobrasilianischer Abstammung und wuchs in Maré auf, einer der Armensiedlungen mit der höchsten Kriminalitätsrate in Rio. Sie hatte sich mit ihrem Kampf für Menschenrechte und gegen Polizeigewalt gegen die Favela-Bewohner einen Namen - und viele Feinde - gemacht. 2016 wurde sie ins Stadtparlament gewählt.
Aktivismus und Sehnsucht
"Veranstaltungen wie diese geben uns Kraft, weil sie bestätigen, dass unsere Arbeit nicht vergeblich war", sagte Marielle Francos Schwester, Anielle Franco.
Marcelo Freixo, Abgeordneter des Regionalparlaments und Weggefährte Francos, sagte: "Tag für Tag geht es um Aktivismus, der getrieben ist von Schmerz und Sehnsucht."
Im Vorfeld der Gedenkveranstaltungen hatte Amnesty International (AI) die brasilianische Regierung aufgefordert, das Verbrechen an Marielle Franco und ihrem Fahrer aufzuklären. "Die Gesellschaft hat ein Recht darauf zu erfahren, wer Marielle ermordet hat und warum. Jeder Tag, den dieser Fall ungelöst bleibt, erhöht das Risiko und die Ungewissheit für Menschenrechtler", sagte Jurema Werneck, Chef der brasilianischen AI-Sektion.
mak/ie (afpe, ape)