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Eigene Plantage in Nicaragua

Insa Wrede21. Juni 2013

Kakao ist Kleinbauern-Sache: 5,5 Millionen Landwirte produzieren 90 Prozent des Welt-Kakaos. Nun plant der Schokoladenhersteller Ritter in Nicaragua eine eigene Großplantage. Denn die Nachfrage wächst.

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Kakaofrüchte auf einer Plantage in Nicaragua (Foto: DW/Insa Wrede)
Bild: DW/I. Wrede

Der Appetit auf Schokolade ist ungebremst. "Es gibt Prognosen, dass die Nachfrage nach Kakao in den nächsten Jahren deutlich steigen wird, aufgrund neuer Absatzmärkte in Osteuropa und in Schwellenländern. Und das die Nachfrage in wenigen Jahren das Angebot deutlich übersteigen wird," sagt Friedel Hütz-Adams vom Südwind Institut, einem gemeinnützigen Verein, der sich für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit einsetzt.

Während die Nachfrage wächst, kann das Angebot nicht so einfach ausgeweitet werden. Kakaobäume sind kleine Diven unter den Pflanzen. Sie wachsen nur in bestimmen Regionen, brauchen viel Pflege, sind anspruchsvoll und anfällig für Krankheiten. Verschärfen könnte sich der Nachfrageüberhang noch dadurch, dass unter Umständen künftig noch nicht einmal das jetzige Produktionsniveau aufrechterhalten werden kann. Ein Großteil der Kakaobauern ist nämlich über 50 Jahre alt und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 60 Jahren. Ihre wirtschaftliche Lage ist aber so schlecht, dass sie ihre Kinder nicht als Nachfolger haben wollen.

Kakaofrucht auf einer Plantage in Nicaragua (Foto: DW/Insa Wrede)
Der Preis für Kakao fällt seit 30 JahrenBild: DW/I. Wrede

Schokoladenhersteller unter Druck

Das setze die Schokoladenhersteller sehr unter Druck, meint Hütz-Adams. Denn "die kennen die Aussagen von tausenden Bauern, die gesagt haben: Wenn unsere Kinder eine andere Chance haben, dann sollen die auf keinen Fall Kakaobauern werden." Außerdem brauche auch die Produktion von Palmöl, Gummi und Nahrungsmittelpflanzen immer mehr Anbauflächen. Die Kakaoindustrie sei an einem Punkt angekommen, an dem es den Bauern so schlecht gehe, dass die Schokoladenhersteller mit ihrem Verhalten gegenüber den Bauern dabei waren, ihre eigene Existenz zu untergraben, so Hütz-Adams gegenüber der DW.

Friedel Hütz Adams vom Südwind-Institut (Foto: k.a.)
Friedel Hütz-Adams: Das Angebot auf dem Weltmarkt an zertifiziertem Kakao wird noch steigenBild: Südwind Institut

Dadurch sei aber auch die Bereitschaft gestiegen, in Kakao zu investieren. So hätten eine Reihe von großen Schokoladenherstellern angekündigt bis 2020 nur noch Kakao, der nach einem der großen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert wurde, zu kaufen, sagt Hütz-Adams. Dafür hätten eine Reihe von Unternehmen in den letzten Jahren Bildungsprojekte für Bauern gefördert, um ihnen das Grundwissen zu geben, ihre Plantagen nachhaltiger zu bebauen und Zertifikate zu bekommen.

Ausweg: eigene Plantage

Einen anderen Weg geht dagegen der deutsche Schokoladenhersteller Ritter, nach seiner bekanntesten Marke auch als "Ritter Sport" bekannt. Er hat in Nicaragua Land gekauft, um hier mit rund 1300 Hektar Anbaufläche eine der größten zusammenhängenden Kakakoanbaugebiete der Welt aufzubauen. Bislang kommt nur etwa 10 Prozent des Kakao von größeren Plantagen – zu groß ist das Risiko, dass die empfindlichen Pflanzen darstellen.

"Wir glauben eine gewisse Grundgröße zu brauchen, damit eine solche Plantage ein rentables Geschäftsmodell ist. Sonst trägt sich die ganze Infrastruktur nicht." erklärt Alfred Ritter, der das Familienunternehmen in dritter Generation leitet. Bislang würden die Kleinbauern, die den meisten Kakao anbauen, ihr Land technisch rückständig bewirtschaften, so Ritter gegenüber der DW. "Mit sehr viel Handarbeit, oft auch mit schlechter Logistik. Also da ist viel Nachhohlbedarf. Am Kakaoanbau ist die Agrartechnik ziemlich vorbei gegangen."

Alfred T. Ritter, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Schokoladenherstellers Ritter (Foto: Marijan Murat/dpa)
Alfred Ritter: Ritter Sport arbeitet seit Jahren mit Kleinbauern in NicaraguaBild: picture-alliance/dpa

Nachhaltig ja, Bio nur wenig

Nachhaltig soll auch der Anbau bei Ritter sein - Bio-Kakao wird es aber nur in kleinen Mengen geben. "Wir wollen eine integrierte Landwirtschaft, bei der wir mit sehr wenig Dünger und sehr wenig Chemie auskommen," sagt Ritter. "Aber wir behalten uns vor, wenn wirklich eine Epidemie ausbrechen sollte - Kakao ist eine gefährdete Pflanze -, dass wir dann auch Pflanzenschutzmitteln einsetzen können. Aber in einem Ausmaß, das weit unter dem Üblichen liegt." Außerdem werde die Plantage so aufgebaut, das sie sowohl Rainforst als auch UTZ zertifiziert werden könne, sagt Ritter. Beides sind Siegel, die die Einhaltung bestimmter ökonomischer, sozialer und ökologischer Standards nachweisen.

Brachland zur Aufforstung. Hier soll die Kakao-Plantage von Ritter Sport in Nicaragua entstehen (Foto: Ritter Sport)
Zum Teil ist die Fläche, auf der die Ritter Sport Plantage entstehen soll, noch BrachlandBild: Ritter Sport

Bis 2020 soll rund ein Drittel des Kakaos, den Ritter Sport braucht, von dieser Plantage aus Nicaragua kommen. Hütz-Adams äußert sich zurückhaltend zu den Plänen. "Was ich mir da noch wünschen würde, dass auch für den Teil, den Ritter Sport nicht selber anbaut, Nachhaltigkeitsziele genannt werden. Es gibt einen Reihe von großen Konkurrenten, die gesagt, haben, dass sie bis 2020 nur noch zertifizierte Ware auf dem Weltmarkt kaufen wollen und so einen Schritt sollte Ritter Sport zusätzlich neben dem Aufbau von guten Strukturen in Nicaragua angehen."

Derzeit sind rund 10 Prozent des Kakaos, den Ritter Sport auf dem Weltmarkt einkauft, zertifiziert. "Da gibt es noch nicht wirklich viel, aber da sind wir schon auch dran", sagt Ritter.