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Politik

Rizin-Fall: Mutmaßliche Komplizen gefasst

3. August 2018

Der Mann, in dessen Kölner Wohnung hochgiftiges Rizin gefunden worden war, stammt aus dem Maghreb. Dort griff die Polizei nun zu. Laut Ermittlern war ein Anschlag an einem "geschlossenen und belebten Ort" geplant.

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Tunesien Wahlen
Einsatzfahrzeug der Polizei in Tunesien (Symbolbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Dridi

In Tunesien sind zwei mutmaßliche Komplizen des Mannes festgenommen worden, der sich in Köln große Mengen an Rizinus-Samen beschafft hatte. Wie das Innenministerium in Tunis mitteilte, hatten die beiden Verdächtigen Verbindungen zu dem in Deutschland festgesetzten Tunesier.

Im Juni waren Spezialkräfte in dessen Wohnung in einem Kölner Hochhaus eingedrungen. Sie fanden dort hochgiftiges Rizin, das nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft bei einem Anschlag in Deutschland zum Einsatz kommen sollte. Die Ermittler gehen davon aus, dass Sief Allah H., dessen Frau ebenfalls in U-Haft sitzt, an einem "geschlossenen und belebten Ort" einen mit Rizin präparierten Sprengsatz zünden wollte.

250 Metallkugeln für Splitterbombe

Die Samen der Pflanze, aus denen er das Gift gewann, habe der Mann über ein Internetportal bezogen, erklärt die Bundesanwaltschaft. Bei einem anderen Internetversand habe er 250 Metallkugeln bestellt, die als Splittermaterial für den Sprengsatz dienen sollten. Ob der Beschuldigte bereits ein konkretes Ziel ins Auge gefasst hatte, sei nicht bekannt.

Rizinus
Samen und eine Frucht des Wunderstrauchs - botanische Bezeichnung: Ricinus communis (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Laut Generalbundesanwalt besteht der dringende Tatverdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der versuchten Mitgliedschaft in der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS). Der Haftbefehl wurde vom Ermittlungsrichter entsprechend erweitert. Gegenüber einem unbekannten Chatpartner, den er für ein IS-Mitglied hielt, habe Sief Allah H. erklärt, er wolle zukünftig an der Propagandaarbeit des IS mitwirken, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Binnen zwei Tagen tödlich

Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft Rizin als "potenziellen biologischen Kampfstoff" ein. Die Samen des Wunderbaums sind leicht erhältlich. Dagegen ist der Handel und Umgang mit der Reinsubstanz nach dem Chemiewaffen-Übereinkommen von 1997 beschränkt. Schon in geringer Konzentration ist Rizin lebensgefährlich. Sollte das Gift gespritzt werden, wirkt es nach RKI-Angaben binnen 36 bis 48 Stunden tödlich.

jj/uh (dpa, afp)