Roboter schreibt Thora
10. Juli 2014Von rechts nach links, wie es die Tradition verlangt, setzt der Roboter die Feder an und vollendet den nächsten Buchstaben auf der Thorarolle, die vor ihm liegt. Im Jüdischen Museum Berlin soll der Roboter nun zehn Wochen an der Thora schreiben und am Ende 304.805 Buchstaben zu Papier gebracht haben. Parallel zur Arbeit des Roboters wird in einer anderen Ausstellung ein Sofer, ein ausgebildeter Schreiber, ebenfalls eine Thorarolle schreiben.
Der Roboter wurde eigens für diese Aufgabe von der Künstlergruppe „robotlab“ programmiert. Sie wollen auf die Beziehung zwischen Mensch und Maschine, zwischen Sofer und Roboter eingehen. Nach Angaben des Museums stehe der Sofer sinnbildich für die Heiligkeit der Schrift, während der Roboter ihre industrielle Reproduzierbarkeit verkörpere.
Die Arbeit der Kunstinstallation ist daher nicht koscher: Ihre Entstehung entspricht weder den materiellen noch den immateriellen Erfordernissen des jüdischen Religionsgesetzes. Denn im Gegensatz zu den jüdischen Schreibern, die über mehrere Jahre in orthodoxen Schule ausgebildet werden, kennt der Roboter keine Segenssprüche oder den Unterschied zwischen Pergament und Papier.
pb/so (dpa/Jüdisches Museum Berlin)