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Roboterhund erkundet die Ruinen von Pompeji

6. April 2022

Der vierbeinige Roboter Spot soll einsturzgefährdete Tunnel, die von Grabräubern ausgehoben wurden, inspizieren. Roboterhunde sind aber nicht nur für Archäologen interessant.

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Roboter-Hund Spot auf einem antiken Weg in Pompeji
Roboter-Hund Spot soll in Pompeji einsturzgefährdete Tunnel erkunden, die von Grabräubern ausgehoben wurden.Bild: Roma/ipa-agency/IMAGO

Der Robodog bewegt sich selbst bei widrigsten Umständen sicher in unwegsamen Gelände, er kriecht durch enge Schächte, macht gestochen scharfe 360-Grad-Aufnahmen, kann Türen öffnen und vieles mehr. Der faszinierend-bizarre Roboterhund "Spot" der US-Firma Boston Dynamics sorgt seit Jahren für große Aufmerksamkeit.

Jetzt kommt der futuristische Vierbeiner in einer der berühmtesten archäologischen Stätten der Welt zum Einsatz - von dem PR-Coup dürften Hersteller und Betreiber des Archäologischen Parks Pompeji gleichermaßen profitieren.

Zu gefährlich für Archäologen

Der futuristische Vierbeiner soll einen Überblick über die ober- und unterirdischen Bereiche des Areals erstellen. Schließlich kann der talentierte Roboterhund Orte erreichen, die für Menschen nur schwer zugänglich sind.

Seit Jahrhunderten haben Grabräuber auf der Suche nach wertvollen Artefakten Tunnel in der antiken Hafenstadtruine gegraben.

Das Betreten dieser engen Tunnel ist für die Archäologen viel zu gefährlich. Deshalb soll der Roboterhund jetzt die illegal ausgehobenen Tunnel inspizieren.

"Die Sicherheitsbedingungen in den von Grabräubern gegrabenen Tunneln sind oft äußerst prekär, weshalb der Einsatz eines Roboters einen Durchbruch bedeuten könnte, der es uns ermöglicht, schneller und sicherer voranzukommen", heißt es in einer Mitteilung des archäologischen Parks.

Spot könne in diesen verborgenen Bereichen Daten erfassen, die Aufschluss über den Zustand der Anlage geben könnten. Zum Beispiel könne er mit einer Kamera Bilder der Orte machen, die für die Untersuchung und Planung von Sanierungsmaßnahmen nützlich seien, so der aus Deutschland stammende Direktor des Parks, Gabriel Zuchtriegel.

Archäologe untersucht einen Grabfund in versunkener Stadt Pompeji
In dieses alte Grab kommen auch Archäologen sicher rein, aber viele der illegalen Tunnel sind stark einsturzgefährdetBild: Archäologiepark Pompeji/dpa/picture alliance

Der Roboterhund wiegt etwa 31 Kilo und ist rund 80 cm hoch. Antrieben wird er von Elektromotoren, mittlerweile verfügt er auch über sehr leistungsfähige Akkus. Gesteuert wird er aus der Ferne über einen Tablet-Controller. Zur Not kann sich der Roboter aber auch selbstständig fortbewegen.

Das Prestigeprodukt des Roboterherstellers Boston Dynamics, der mehrheitlich zu Hyundai gehört, kostet rund 75.000 Dollar und kann auch von Privatpersonen gekauft werden.

Unterstützung aus der Luft

Bei seinen Streifzügen durch die Ruinenstadt Pompeji wird Spot auch von einer Drohne begleitet. Der fliegende Laserscanner Leica BLK2FLY soll zusätzliche Umgebungsscans erstellen und gemeinsam mit Spot unter- und oberirdischen Ansichten von der bedeutsamen Ruinenstadt aufnehmen: "Zusammen führen sie völlig autonome und wiederholbare Scan-Missionen zur Erfassung von 3-D-Punktwolken und Panoramabildern durch", schreibt der BLK2FLY-Hersteller.

Eine antike "Snackbar" in Pompeji wurde ausgegraben
Seltene Einblicke in den römischen Alltag: Die Lava hat auch diese antike Snackbar in Pompeji für die Nachwelt konserviertBild: Luigi Spina/picture alliance

Die Untersuchungen sind Teil eines technischen Projekts des archäologischen Parks von Pompeji, das technische Lösungen für archäologische Arbeiten testen und die Anlage zudem besser schützen soll. "Diese Experimente sind Teil des umfassenderen Smart@Pompei-Projekts des Archäologischen Parks von Pompeji, das eine intelligente, nachhaltige und integrative Verwaltung des Parks anstrebt, die sich einer integrierten technologischen Lösung bedient und Pompeji zu einem intelligenten Archäologischen Park macht", so die Park-Betreiber.

Teilweise umstrittene Einsätze

Wenn der Einsatz des Roboterhundes in der prestigereichen Ruinenstadt Pompeji erfolgversprechend verläuft, könnten Spot und andere Roboterhunde sicherlich auch bei anderen archäologischen Projekten sinnvoll genutzt werden und so eine weitere Bestimmung finden.

Denn einige seinen bisherigen Einsätze waren durchaus umstritten. Als die New Yorker Polizei Spot in der Bronx bei Streifengängen einsetzte, fühlten sich Bürgerinnen und Bürger wie in einer Dystopie oder hatten Sorge, dass der Roboterhund auch bewaffnet werden könnte.

Roboterhund HERBIE untersucht eine Brandruine in Essen
Roboterhund HERBIE erkundet die riesige Brandruine in Essen Bild: Rupert Oberhäuser/picture alliance

Als erste deutsche Behörde nutzt das Duisburger Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste einen Roboterhund. Im Februar 2022 etwa half HERBIE der Feuerwehr und Polizei bei der Erkundung einer einsturzgefährdeten Brandruine in Essen.

Interessant für die militärische Aufklärung

Roboterhunde werden längst auch für den militärischen Einsatz getestet- vorrangig für die militärische Aufklärung, später auch für den Transport von Material, sobald die Reichweite verbessert wurde. Und sicherlich ist eine Bewaffnung der Roboterhunde denkbar.

Bei der französischen Armee sind inzwischen sechs Roboterhunde im Einsatz. Bei Aufklärungsmissionen haben sie den Soldatinnen und Soldaten ein größeres Gefühl von Sicherheit vermittelt. Allerdings kam es immer wieder auch zu Problemen: Einem Roboterhund von Boston Dynamics ging mitten im Einsatz der Strom aus und er musste von seinen menschlichen Kameraden aus dem Einsatzgebiet getragen werden.

Auch die Bundeswehr testet Robodogs

Auch die deutsche Bundeswehr hat 2021 Spot und andere "Schreitroboter" geprüft - hauptsächlich für die militärische Aufklärung: Die vorrückenden Soldaten bekamen von dem Roboterhund und von einer Drohne, die von seinem Rücken aus startet, Live-Bilder von der Front in ihre Helm-Displays gestreamt.

Weil der Roboterhund die Drohe auf dem Rücken trägt, erweitern sich die Reichweite und auch die teilweise noch bescheidenen Akku-Laufzeiten der Drohnen erheblich. Denn nach Rückkehr auf den Rücken des Roboterhundes werden die Drohnen sofort geladen und können schnell wieder starten.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund