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Musik als Protest

Jan Tengeler10. April 2013

Bill Haleys Hit "Rock around the clock" war am 12. April vor 59 Jahren zum ersten Mal zu hören. Wir blicken in die 1950er Jahre, als ein neuer Musikstil das Lebensgefühl der Jugend ausdrückte.

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Bill Haley1957 auf einer Bühne in London (Foto: John Franks/ Keystone/ Getty Images)
Bild: Getty Images

Aber mehr noch: Der erste Song des Rock 'n' Roll war auch der Beginn einer Jugend- und Protestbewegung, die die halbe Welt erfasst hat. In den USA der Rassentrennung, der schleichenden Verfolgung Andersdenkender durch den politischen Hardliner Joseph McCarthy, gärte es. Nicht nur unter Schwarzen, auch unter Weißen, vor allem unter jungen Menschen. Die Unzufriedenheit fand zunächst nicht in der Musik, sondern in der Literatur der "Beatpoeten" seinen Ausdruck - später auch in Filmen, wie beispielweise mit James Dean. Die Jugend wurde rebellisch und sie brauchte einen Sound dazu.

Zwischen Schwarz und Weiß

Der Rock 'n' Roll lieferte diesen Sound, schließlich konnten sich sehr viele jungen Leute damit identifizieren. Musikalisch gesehen war der frühe Rock 'n' Roll nämlich eine Mischung aus weißer und schwarzer Unterhaltungsmusik, vereinfacht gesagt: aus Blues und Country. Typisch sind verhältnismäßig kurze Kompositionen im 12-taktigen Bluesschema und eine aus dem Boogie-Woogie stammende, rollende Basslinie. Dazu kam ein oft rauer, kehliger Gesang, den Kritiker eher als Geschrei empfanden. Nicht unentscheidend auch, dass sich elektrische Instrumente mehr und mehr durchsetzten und die Lautstärke damit in eine völlig neu Dimension vordrang.

Zwei farbige US-Amerikaner sitzen links in einer Bushaltestelle und warten auf ihren Bus. Sie sind durch eine Barriere von den wartenden Weißen getrennt. Aufgenommen am 21. Dezember 1956 in Montgomery (Foto: picture-alliance/dpa)
1956 - Rassentrennung in den USABild: picture-alliance/dpa

Bill Haleys später Erfolg

Mit einem Lautstärkeproblem musste auch Bill Haley bei der Aufnahme zu seinem legendären "Rock around the clock" kämpfen. Seine Gruppe, The Comets, hatte an jenem 12. April 1954 lediglich 20 Minuten, um das Stück auf Band festzuhalten. Die erste Aufnahme schien gelungen, nur die Stimme war viel zu leise. Die zweite Aufnahme konnte das ausgleichen. Überhaupt ist die Geschichte des Songs eine mit vielen Hindernissen:

Eine erste Einspielung gab es ohne Haley, der das Stück allerdings in seinem Bühnen-Repertoire hatte und es unbedingt auch selbst einspielen wollte. So wurde "Rock around the clock" die B-Seite einer nicht besonders erfolgreichen Single. Damit schien der Song schon vergessen, bis ihn der Regisseur Richard Brooks für seinen Film "Die Saat der Gewalt" einsetzte. Der Filme wurde 1955 zum Erfolg, mit einem Mal verkaufte sich "Rock around the Clock" millionenfach. 1956 wurde ein weiterer Film mit dem Titel des Songs gedreht, wieder ein Riesenerfolg. Es muss wie ein Erdbeben gewesen sein: ein Genre war geboren und die Nachahmer ließen nicht lange auf sich warten.

Halbstarke außer Rand und Band - Polizisten drängen begeisterte Jugendliche von der Bühne zurück (Foto: dpa)
1957 - "Halbstarke" bei einem Bill-Haley-Konzert in Frankfurt am MainBild: picture-alliance/ dpa

Von Elvis bis Peter

In den USA führte Elivs Presley den Rock 'n' Roll zur Blüte - mit allem was dazu gehörte, den Abnutzungen und Abstürzen, es wurde weniger rebellisch, dafür kommerziell umso erfolgreicher. Aber auch in Deutschland ließ das Fieber nicht lange auf sich warten, 1956 wurde "Rock around the clock'" die erste internationale Platte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Peter Kraus und Ted Herold gaben die deutschen Rock 'n' Roller mit engen Jeans, schicker Tolle im Haar und schnellen Schritten auf dem Tanzparkett.

Dass das schon reichte, um als rebellisch zu gelten, kann man sich heute nicht mehr wirklich vorstellen. Aber es muss wohl tatsächlich so gewesen sein.

17 Jahre jung und auf dem Weg zum Erfolg: Peter Kraus zeigt eine rasante Rock 'n' Roll-Darbietung in München (Foto: Horst Schaefer dpa)
1956 - Peter KrausBild: picture-alliance/dpa