Rohingya-Flüchtlingscamps in Cox's Bazar
Seit August 2017 sind mehr als 700.000 muslimische Rohingya von Myanmar nach Bangladesch geflohen, wo sie unter prekären Bedingungen in Camps ausharren. DW-Reporterin Verena Hölzl aus Cox's Bazar.
Das größte Flüchtlingscamp der Welt
Der Flüchtlingsstrom brach im vergangenen August wie eine Naturkatastrophe über Bangladesch herein. Heute leben fast eine Million muslimische Rohingya aus Myanmar in mehr als dreißig zusammenhängenden Lagern im sogenannten Megacamp bei Cox's Bazar.
Zurück nach Myanmar?
Unter internationalem Druck willigte Myanmar ein, die Flüchtlinge ab Januar zurückzunehmen. Passiert ist bisher aber nichts. Die Rohingya sind besorgt. Sie lehnen eine Rückkehr in ihre Heimat ab - zumindest solange ihre Sicherheit dort nicht gewährleistet ist.
Neuankömmlinge
Im Gegenteil kommen nach wie vor Rohingya nach Bangladesch. 11.000 waren es seit Januar 2018. Diese Geschwister klagen über einen Mangel an Nahrung in Myanmar. Sie konnten das Dorf, in dem sie sich versteckten, nicht verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen oder auf dem Feld zu arbeiten. "Wir hatten zu viel Angst vor dem Militär", erzählt der Vater.
Internationale Hilfsaktionen
Die Regierung Bangladeschs ließ 20 Kilometer Straße durch das Camp bauen, damit internationale und lokale Hilfsorganisationen die Flüchtlinge mit Schulen, Medikamenten, Sanitäranlagen, Nahrungsmitteln und Bambushütten unterstützen können. Auch ohne Flüchtlingskrise kämpft das südasiatische Land mit Überbevölkerung und Naturkatastrophen.
Selbsthilfe
Die Rohingya nehmen die Dinge auch selbst in die Hand. Dieser Junge repariert seinen Regenschirm. Die Flüchtlinge haben gelernt, sich mit allem zu behelfen. Beim Bau der Unterkünfte wird improvisiert. Kinder spielen mit aufgeschlitzten Plastikflaschen oder Papierdrachen.
Neue Geschäftsmodelle
In den Camps hat sich außerdem ein eigenes Wirtschaftssystem entwickelt. Auf Märkten werden Nahrungsmittel und Kleidung vertrieben. Man kann für Feiern Sänger buchen oder bei diesem jungen Rohingya gegen Gebühr und per Bluetooth aus dem Internet geladene Nachrichten kaufen.
Organisationsraster
Auch bei der Verwaltung der Camps sind die Flüchtlinge gefragt. Dieser sogenannte Maji verwaltet ein paar Dutzend Haushalte im Lager. Demnächst sollen die von der bangladeschischen Armee ausgewählten Campvorsteher durch von den Flüchtlingen in einer Wahl bestimmte Vertreter ersetzt werden.
Leben geht weiter
Inzwischen ist im Leben der Flüchtlinge auch wieder Platz für Freude. Fußball steht als Freizeitbeschäftigung im Camp vor allem seit der WM hoch im Kurs. Die Spiele wurden in improvisierten Kino-Hütten gezeigt. Vereinzelt waren auch deutsche Fan-Flaggen zu sehen.
Monsun-Regen
Doch der Monsun hat das hügelige Camp in eine potentielle Todesfalle verwandelt. Mehr als 200.000 Menschen könnten durch die Regenfälle ihr Obdach verlieren. Selbst wenn Seuchen und ein Zyklon dieses Jahr ausbleiben: Die Rohingya haben es auch in ihrem neuen Zuhause nicht leicht.