Ruhrtriennale: Goebbels zieht Bilanz
24. September 2014Er ist Avantgardist: als Komponist, Regisseur, Hörspielautor und Professor. Grund genug, Heiner Goebbels vor drei Jahren zum Leiter der Ruhrtriennale zu berufen. Das internationale Kunstfestival findet im Ruhrgebiet statt, in den Orten der Industriekultur: in ehemaligen Zechen, Kokereien und Maschinenhallen.
Nach drei Jahren als Intendant zieht Goebbels zum Ende seiner Amtszeit am kommenden Wochenende (27./28.09.2014) Bilanz: Er sieht die 2001 gegründete Ruhrtriennale als eines der führenden europäischen Sommerfestivals gefestigt. Mit rund 90% habe das Festival in diesem Jahr eine hohe Auslastung erreicht, außerdem sei es gelungen, das Publikum zu verjüngen. Im Jahr 2013 sank das Durchschnittsalter auf 47 Jahre von zuvor 53 Jahren. An der Verjüngung müsse aber weiter gearbeitet werden.
Neugieriges Publikum
Er habe in seiner Zeit als Leiter versucht, eine Ästhetik zu vermitteln, die den Theaterbegriff erweitere, über das hinaus, was Theater und Opernhäuser präsentierten. Mit dem Freiraum, den die Ruhrtriennale biete, habe er versucht, alles dem Primat der Kunst zu unterwerfen. "Ich bin überrascht, wie offen und neugierig das vom Publikum angenommen wurde."
Anders als die meisten seiner Vorgänger hat Heiner Goebbels die Triennale nicht nur geleitet, sondern auch selbst inszeniert und eigene Arbeiten gezeigt. So etwa "Europeras 1&2" von John Cage im Jahr 2012 und "Delusion of the Fury" von Harry Partch 2013.
Mit "De Materie" brachte er bei seiner letzten Ruhrtriennale 2014 ein Stück zur Aufführung, das sich nur schwer einordnen lässt: Es ist keine klassische Oper, kein Oratorium, kein Konzert. Eher ein Seh- und Hörabenteuer, mit dem Goebbels erneut versucht, den Theaterbegriff zu erweitern.
Im kommenden Jahr übernimmt der Niederländer Johan Simons die Leitung der Ruhrtriennale. Der Schauspieler und Regisseur ist noch bis 2015 Intendant der Münchner Kammerspiele. Die kommende Saison startet am 14. August 2015.
alu/rey (dpa, Ruhrtriennale)