Strafe für Pokémon Go-Spiel in Kirche
11. Mai 2017Der russische Blogger Ruslan Sokolowski hatte im August 2016 ein Video auf seinem YouTube-Kanal gepostet, in dem man den Atheisten in einer orthodoxen Kirche auf seinem Smartphone Pokémon Go spielen sieht und fluchen hört. Währenddessen tätigte er die Aussage, Pokemons seien leichter zu finden als Jesus. Das Spiel beruht darauf virtuelle Figuren in seinem realen Umfeld zu finden und zu fangen. Das veröffentlichte Video von seiner Pokémon-Jagd wurde im Internet mehr als 1,6 Millionen mal aufgerufen.
Anklage hatte Lagerhaft gefordert
Mit seiner Aktion habe Ruslan Sokolowski religiöse Gefühle verletzt, begründete das Gericht in der Uralmetropole Jekaterinburg sein Urteil. Die Anklage hatte dreieinhalb Jahre Lagerhaft beantragt. Seit der Veröffentlichung seines Videos im letzten August verbrachte Sokolowski neun Monate im Gefängnis und unter Hausarrest. Die Äußerungen des Angeklagten "verwirrten die Bürger" und seien "respektlos gegenüber der Gesellschaft", so Richterin Jekaterina Schoponiak. Sie folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft, dass einige der Videos auf Sokolowskis Youtube-Kanal die Gefühle religiöser Menschen verletzt hätten. Letzten Endes wurde der militante Atheist wegen Anstiftung zum Hass auf Gläubige schuldig gesprochen. Richterin Schoponiak setzte die gegen ihn verhängte Haftstrafe zur Bewährung aus und entließ den Angeklagten außerdem aus dem Hausarrest.
Einfluss der orthodoxen Kirche in Russland
Sokolowski hatte auf unschuldig plädiert und ein Geständnis abgelehnt. Sein Fall verdeutlicht den Einfluss der orthodoxen Kirche in Russland und weckt Erinnerungen an den Skandal um die Punk-Band Pussy Riot, deren Mitglieder wegen einer Performance in einer Moskauer Kirche zu Lagerhaft verurteilt wurden. Sie hatten sich mit ihrer Aktion kritisch mit Präsident Wladimir Putin auseinandergesetzt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Sokolowskis Freilassung gefordert. Dieser sei allein wegen seiner Überzeugungen inhaftiert worden. Der Angeklagte selbst bezeichnete sich in einem leidenschaftlichen Schlusswort vor Gericht als "Atheisten und Kosmopoliten", der niemanden davon abhalten wolle, seine Religion auszuüben.
sd/uh (afp,dpa)