Russischer Oppositioneller Kara-Mursa in Isolationshaft
30. Januar 2024Der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa ist nach Angaben seiner Anwältin für vier Monate in Isolationshaft verlegt worden. Die Juristin Maria Eismont sagte der Zeitung "Nowaja Gaseta", man habe Kara-Mursa am Freitag in eine andere Strafkolonie in der sibirischen Stadt Omsk gebracht. Er selbst habe sie in einem Brief darüber informiert.
Demnach wurde die Isolationshaft damit begründet, dass der 42-Jährige nicht auf einen Befehl hin vom Bett aufgestanden sei. Dieser Befehl, so schreibt Kara-Mursa, sei ihm jedoch gar nicht erteilt worden. Bis Ende Mai müsse er nach jetzigem Stand in der Einzelhaft-Zelle bleiben.
Cameron: "Zutiefst besorgt"
Der britische Außenminister David Cameron hatte Russland am Montag aufgefordert, klarzustellen, wo sich Kara-Mursa befinde. Er sei "zutiefst besorgt" um das Wohlergehen des Kreml-Kritikers, erklärte Cameron und fügte hinzu, er plane ein Treffen mit dessen Frau Ewgenia. Unterstützer des Oppositionellen hatten kurzzeitig keinen Kontakt mehr zu ihm, nachdem er aus dem bisherigen Straflager verlegt worden war.
Kara-Mursa war im April in einem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit für schuldig befunden worden, "falsche Informationen" über die russische Armee verbreitet und Verbindungen zu einer "unerwünschten Organisation" unterhalten zu haben. Er hatte wiederholt Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. Schließlich wurde er wegen Hochverrats zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt.
Gesundheitlich schwer angeschlagen
Der Cambridge-Absolvent, der auch lange in London gelebt hat und neben der russischen die britische Staatsbürgerschaft besitzt, war öffentlich als Befürworter westlicher Sanktionen gegen den Kreml aufgetreten. Nach seinen Angaben wurden in der Vergangenheit mehrere Giftanschläge auf ihn verübt. Kara-Mursa ist gesundheitlich schwer angeschlagen. So leidet er unter der Nervenkrankheit Polyneuropathie.
UN-Sonderberichterstatterin Mariana Katzarova hatte im September erklärt, die Menschenrechtslage in Russland habe sich seit Kriegsbeginn im Februar 2022 nochmals erheblich verschlechtert. Die Behörden hätten die Versammlungs- und die Meinungsfreiheit "stark eingeschränkt" sowie die Unabhängigkeit der Justiz weiter untergraben.
Katzarova verlangte zudem die Freilassung aller willkürlich inhaftierten Regierungsgegner. Hierzu rechnen westliche Regierungen neben Kara-Mursa weitere Gefangene, allen voran den Oppositionellen Alexej Nawalny, der seit drei Jahren in Haft sitzt.
jj/gri (dpa, afp)