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AKW für Belarus

17. März 2011

Trotz der Atomkatastrophe in Japan halten Moskau und Minsk am Bau eines Atomkraftwerks in Belarus fest. Russlands Premier Putin versprach hohe Sicherheitsstandards. Umweltschützer sehen die Pläne aber mit Sorge.

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Eine Frau trägt aus Protest gegen das AKW in Belarus eine Maske mit dem Symbol für Atomenergie und zeigt auf einen schwarzen Luftballon mit dem selben Symbol (Foto: Bymedia)
Protest gegen den AKW-BauBild: Bymedia

Moskau und Minsk haben ein Abkommen zum Bau des ersten Kernkraftwerks in Belarus geschlossen. Russland stellt dem Nachbarland die nötigen 9,4 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) als Kredit zur Verfügung. Das seit den 90er Jahren geplante AKW soll von Atomstroiexport, einer Tochter des staatlichen russischen Nuklearkonzerns Rosatom nahe der belarussisch-lettischen Grenze entstehen. Bis zum Jahr 2018 soll es in Betrieb genommen werden. Die Menschen im benachbarten Polen und im Baltikum sehen die Atompläne mit Sorge.

Portrait von Wladimir Putin (Foto: AP Photo / RIA Novosti)
Premier Wladimir Putin verspricht moderne TechnikBild: AP

Die Anlage werde sicherer sein als das nach dem Erdbeben beschädigte japanische AKW Fukushima, unterstrich der russische Premier Wladimir Putin am 15. März bei der Unterzeichnung des Vertrags in Minsk. Russland baue heute Reaktoren mit modernen Sicherheitssystemen. Bei Störfallen müssten keine Menschen mehr eingesetzt werden, um die Folgen zu beseitigen. Putin sagte, es gebe heute schon ausgereiftere Kraftwerke als diejenigen, die in Japan nun von Explosionen und Bränden betroffen seien und aus den 1970er Jahren stammten. Der belarussische Regierungschef Michail Mjasnikowitsch sagte, das künftige Kraftwerk werde die Energiesicherheit seines Landes stärken.

Kritiker befürchten Korruption

Belarus leidet noch heute schwer unter den Folgen der Atomkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl vor 25 Jahren. Belarussische Ökologen haben wiederholt gegen die Pläne für ein erstes AKW in ihrem Land protestiert. "Wir fordern Russland und Belarus auf, vor dem Hintergrund dessen, was in Japan passiert, die Atompläne neu zu bewerten", forderte der Umweltschützer Wladimir Sliwjak von der Organisation Ekosaschtschita vor der Unterzeichnung des russisch-belarussischen Vertrags.

Die belarussischen Ökologen Wladimir Tschuprow, Wladimir Sliwjak, Andrej Oscharowskij bei einer Pressekondferenz (Foto: DW)
Die Ökologen Wladimir Tschuprow, Wladimir Sliwjak, Andrej OscharowskijBild: DW

Er sagte ferner, durch Korruption könnten beim Bau die Sicherheitsstandards für das künftige AKW vernachlässigt werden. Sliwjak begründet seine Befürchtung mit einer Studie, die seine Organisation Ende 2010 gemeinsam mit der russischen Abteilung von Transparency International durchgeführt hatte. So soll es in 40 Prozent der Geschäftsaufträge von Rosatom Hinweise auf Korruption geben haben. Der Umweltschützer schließt deswegen nicht aus, dass beim Bau des Kraftwerks Milliarden in Korruptionskanälen verschwinden.

Das ganze Bauvorhaben sei undurchsichtig, bemängelt auch Tatiana Nowikowa, die in einer belarussischen Bürgerbewegung aktiv ist, die gegen das geplante Atomkraftwerk eintritt. NGOs würden von den Behörden keinerlei Informationen über die Baupläne erhalten, sagte sie.

Experten: Projekt unrentabel

Wladimir Tschuprow von Greenpeace Russia vermutet, die Baukosten für das erste AKW in Belarus könnten die heute angesetzten neun Milliarden Dollar übersteigen. Unabhängige Experten hätten, so der Umweltschützer, das Projekt längst für unrentabel erklärt.

"Heute ist die Kernenergie wirtschaftlich nicht rentabel und nur die staatlichen Garantien fangen einen Teil der Marktrisiken ab", sagte in diesem Zusammenhang der russische Kernphysiker Andrej Oscharowskij. Heute sei es kaum noch möglich, private Investoren für den Bau von Atomkraftwerken zu finden. Rosatom existiere nur noch mit staatlichen Subventionen.

Der Greenpeace-Vertreter Tschuprow ist überzeugt, dass Belarus leicht auch ohne Kernenergie auskommen könnte. Das Land sollte auf erneuerbare Energien setzen. Letztlich wäre das für die belarussische Wirtschaft besser.

Autoren: Artur Smirnow, Markian Ostaptschuk (mit dpa, afp)
Redaktion: Bernd Johann