Russland dehnt Lebensmittelembargo aus
13. August 2015Aus Albanien, Montenegro, Island und Liechtenstein will Russland künftig keine Lebensmittel mehr importieren. Damit hat Moskau sein Embargo auf vier weitere europäische Länder ausgedehnt. Die Wahl fiel nicht zufällig auf die wirtschaftlich eher unbedeutenden Staaten. Kürzlich hatten sich alle vier den Strafmaßnahmen der Europäischen Union (EU) und der USA gegen Russland im Ukraine-Konflikt angeschlossen. Darauf reagiere man nun, erklärte der russische Regierungschef Dmitri Medwedew.
Als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens hatte Moskau bereits im vergangenen Jahr ein Einfuhrverbot für bestimmte Agrargüter verhängt. Bisher standen die EU, die USA sowie Norwegen, Kanada und Australien auf der Embargo-Liste. Sollten sich Kiew und Brüssel wirtschaftlich und politisch weiter annähern, würden auch gegen die Ukraine entsprechende Embargomaßnahmen ergriffen, kündigte Medwedew an.
Heimische Waren für russische Supermärkte
Ziel Russlands ist es, mit dem Einfuhrverbot einen geschützten Raum für seinen eigenen Agrarsektor zu schaffen und so dafür zu sorgen, dass langfristig überwiegend heimische Waren in den Supermärkten angeboten werden.
Zuletzt räumte Medwedew jedoch ein, dieser Prozess werde viele Jahre dauern. Der russischen Nachrichtenagentur Interfax sagte der Regierungschef: "Es ist klar, dass der Import nicht vollständig ersetzt werden kann." Bei einem Treffen mit Regierungsvertretern fügte er hinzu, das russische Importverbot sei zwar kürzlich um ein Jahr verlängert worden, doch werde es "nicht ewig gelten".
Armut und Rezession
Zwischen August 2014 und Mai 2015 ist der staatlichen Statistikbehörde zufolge der Lebensmittelimport in Russland insgesamt um sieben Milliarden auf 1,6 Milliarden Dollar abgesackt. Die Einkommen seien durchschnittlich um 8,5 Prozent gesunken und die Preise für Lebensmittel um mehr als 14 Prozent gestiegen. Darüber hinaus leben mehr als 20 Millionen Russen unterhalb der Armutsgrenze.
Für russische Hersteller stellt das Embargo eine massive Belastungsprobe dar. Zuletzt beklagten Unternehmen massive Probleme durch steigenden Preisdruck und wegen der schrumpfenden Kaufkraft der Konsumenten im Zuge der allgemeinen Wirtschaftskrise.
Tonnen brennender Lebensmittel
Trotzdem hatte Putin erst kürzlich angeordnet, ins Land geschmuggelte Waren aus dem Westen zu vernichten. Die Agraraufsicht berichtete von Obst, Gemüse und Milchprodukten, die im ganzen Land tonnenweise verbrannt würden.
nin/uh (dpa, rtr, afp)