Russland liefert Syrien moderne Luftabwehr
24. September 2018Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte, mit dem S-300-System könnten Angriffe innerhalb einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern abgefangen werden. Das syrische Militär solle die moderne Flugabwehr innerhalb von zwei Wochen erhalten, kündigte er in Moskau an.
Die syrische Armee hatte vor einer Woche irrtümlich eine Iljuschin-Maschine der mit ihr verbündeten russischen Armee abgeschossen, als diese im Landeanflug auf die westsyrische Provinz Latakia war. Alle 15 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
Kampf gegen Feinde Israels
Die syrische Luftabwehrrakete sollte eigentlich israelische Kampfflugzeuge treffen, die einen Angriff über Syrien flogen. Israel hat in der Vergangenheit häufig Waffen- und Munitionslager in Syrien angegriffen, um Lieferungen an die dort stationierten iranischen Truppen und an die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah zu verhindern. Beide kämpfen an der Seite der syrischen Armee und sind ausgesprochene Feinde des Staates Israel.
Nach russischen Angaben war die Iljuschin ins Kreuzfeuer geraten, als die israelischen Jets angriffen. Israelische Maschinen hätten das russische Flugzeug als Deckung für ihre Angriffe genutzt. Die syrische Luftabwehr habe reagiert und die russische Maschine getroffen.
Putin: unglückliche Umstände
Unmittelbar danach hatte das russische Verteidigungsministerium Israel für den Vorfall verantwortlich gemacht und von einem "feindseligen Akt" gesprochen. Das russische Außenministerin bestellte die israelische Gesandte in Moskau ein. Israel wies den Vorwurf zurück. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach später in beschwichtigendem Tonfall von einer "Verkettung unglücklicher Umstände".
Am Sonntag allerdings erneuerte die russische Armee ihre Vorwürfe gegen Israel. In einem Untersuchungsbericht machte sie "irreführende Informationen" der israelischen Luftwaffe für den Zwischenfall verantwortlich. Die Angaben der israelischen Luftwaffe über ihre bevorstehenden Luftangriffe hätten es dem russischen Flugzeug nicht ermöglicht, "rechtzeitig in ein sicheres Gebiet zu fliegen".
Störsender über dem Mittelmeer
Als Konsequenz kündigte Verteidigungsminister Schoigu jetzt an, die russische Armee werde die Kommunikation von Flugzeugen stören, die syrisches Territorium vom Mittelmeer aus angreifen. In Regionen nahe Syrien über dem Mittelmeer werde es eine "Unterdrückung der Satellitennavigation, von Radarsystemen an Bord und der Kommunikationssysteme von Militärmaschinen geben, die Objekte in Syrien angreifen", führte er aus.
Russland hatte vor Jahren mit Israel vereinbart, die Lieferung von S-300 an Syrien auszusetzen. Nach dem Luftangriff der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf syrisches Territorium im April 2018 hatte Moskau angekündigt, diese Zusage möglicherweise aufzuheben.
USA: "Schwerer Fehler der Russen"
Der Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, erklärte in einer ersten Stellungnahme, die Lieferung der Abwehrwaffen an Syrien sei ein "schwerer Fehler" Russlands. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte dem russischen Staatschef Wladimir Putin nach offiziellen Angaben in einem Telefongespräch, die Lieferung hochmoderner Waffen an "unverantwortliche Beteiligte" erhöhe die Gefahren in der Region.
S-300-Systeme feuern von Fahrzeugen aus Raketen ab, mit denen Flugzeuge, aber auch Kurz- und Mittelstreckenraketen abgeschossen werden können. Nach Moskauer Angaben setzt die syrische Armee bislang das ältere System S-200 und andere russische Abwehrwaffen mit geringerer Reichweite ein.
uh/jj (dpa, afp, rtr)