Russland: Nationaler Trauertag nach Anschlag bei Moskau
24. März 2024An diesem Sonntag gedenkt Russland der mehr als 130 Opfer des Terroranschlags auf eine Konzerthalle bei Moskau mit einem nationalen Trauertag. Im Ausland schlossen sich Serbien und Nicaragua mit eigenen Trauertagen dem Gedenken an. Bei dem Anschlag am Freitagabend waren mindestens 133 Menschen ums Leben gekommen, darunter mehrere Kinder. Weitere Opfer könnten noch unter Trümmern gefunden werden.
Die Terrormiliz Islamischer Staat hatte die Tat bereits in der Nacht zu Samstag für sich reklamiert, doch der russische Präsident Wladimir Putin sah vielmehr eine "ukrainische Spur" hinter dem Anschlag - ohne jedoch Beweise dafür anzuführen. Kiew wies jede Beteiligung an der Tat zurück.
Nach dem Anschlag waren elf Verdächtige festgenommen worden. Die vier Hauptverdächtigen wurden am Samstagabend zum Verhör in die russische Hauptstadt gebracht. Wie die Staatsagentur Tass weiter berichtete, waren die vier Männer in einer streng abgesicherten Wagenkolonne aus der Region Brjansk im Süden des Landes, wo sie festgenommen worden waren, zum sogenannten Ermittlungsausschuss gefahren worden. In den kommenden Tagen solle vor Gericht ein Antrag auf Haftbefehl gestellt werden. Ihnen allen drohe eine lebenslange Haftstrafe, hieß es bei Tass.
Vorwürfe an Putin
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Versuche Putins, mit unbelegten Schuldzuweisungen der Ukraine eine Mitverantwortung für den Anschlag zuzuschieben, kategorisch zurück. Selenskyj sagte am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache, die russische Seite habe immer die gleichen Methoden. "Und immer schieben sie die Schuld auf andere." Nach den Ereignissen in der Konzerthalle habe "dieser absolute Niemand Putin" einen Tag lang geschwiegen, anstatt sich um seine russischen Bürger zu kümmern. Vielmehr habe Putin darüber nachgedacht, "wie er das in die Ukraine bringen kann".
Mutmaßlich von Angreifern gedrehtes Tatvideo
Putin sprach in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede von einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag. Mit Blick auf vier der festgenommenen Männer sagte er: "Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war." Zuvor hatte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB bereits über Festnahmen in der Grenzregion Brjansk berichtet. Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, hatte schon am frühen Samstag Gerüchte über eine Beteiligung deutlich zurückgewiesen. Der ukrainische Militärgeheimdienst konterte Putin und wies darauf hin, dass die Grenze seit Langem vermint sei.
Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen "schweren Schlag" versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe "Tausenden Christen in einer Musikhalle" gegolten. Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige.
Identifizierung der Opfer geht weiter
Forensiker setzten unterdessen die Identifizierung der Opfer fort. Bis Samstagabend seien 50 Opfer identifiziert worden, teilte Gouverneur Andrej Worobjow mit. Viele Menschen in der Konzerthalle seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, hieß es. Knapp 4000 Menschen spendeten Blut, um die ärztliche Behandlung der Verletzten zu erleichtern. Die Behörden sprachen von mindestens 147 Verletzten, viele von ihnen sind in kritischer Verfassung.
Aufräumarbeiten dauern an
Die Aufräum- und Bergungsarbeiten in der schwer beschädigten Konzerthalle in Krasnogorsk nordwestlich von Moskau sollen nach Angaben von Gouverneur Worobjow mindestens bis Sonntagabend andauern. Die Halle war während des Anschlags in Brand geraten und größtenteils zusammengestürzt. Letzte Glutnester wurden gelöscht, Mitarbeiter des russischen Zivilschutzes konnten daraufhin mit dem Abtragen der Trümmer beginnen.
pg/haz (dpa, afp)