Moskau räumt Luftraum-Verletzung ein
6. Oktober 2015Nach der Verletzung des türkischen Luftraums durch russische Kampfflugzeuge im Syrien-Einsatz hat Moskau auf die Vorwürfe der Türkei reagiert. Das Eindringen eines Kampfjets vom Typ Su-30 am Samstag habe nur "einige Sekunden" gedauert und sei aufgrund "schlechter Wetterverhältnisse in dieser Zone" geschehen, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau. Die Maschine sei auf dem Rückflug zu ihrem Stützpunkt gewesen. "Man sollte darin kein Komplott sehen", erklärte der General weiter. Ankara erhalte über den türkischen Militärattaché in Moskau eine "angemessene Aufklärung" des Vorfalls.
Unterdessen meldete die Türkei, es habe eine weitere Verletzung des heimischen Luftraums durch ein russisches Kampfflugzeug gegeben. Ein Vertreter des türkischen Außenministeriums sagte, der Vorfall habe sich bereits am Sonntag ereignet. Zuvor hatte das Außenministerium lediglich mitgeteilt, eine nicht identifizierte Mig-29 habe am Sonntag zwei türkische Kampfjets "bedrängt". Der russische Botschafter in Ankara sei einbestellt worden, um ihm den "scharfen Protest" der Regierung zu übermitteln. Russland wurde vor weiteren solchen Vorfällen gewarnt, andernfalls müsse es selbst die Verantwortung für "nicht gewollte Ereignisse" tragen. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu warnte, die türkische Luftwaffe werde im eigenen Luftraum "selbst einen Vogel abfangen".
Der Zwischenfall vom Samstag verstärkt die Spannungen zwischen Russland und der NATO. Der NATO-Rat bezeichnete den Vorfall als unverantwortlich und extrem gefährlich. Die NATO-Botschafter verurteilten die Verletzung des türkischen und damit auch NATO-Luftraums. Das Eindringen in das Hoheitsgebiet des Bündnispartners stelle ein unverantwortliches Verhalten dar und sei extrem gefährlich, hieß es. Russland müsse alles dafür tun, dass es nicht zu weiteren Vorkommnissen dieser Art komme. Die Alliierten stünden fest an der Seite ihres Partners Türkei. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte die "inakzeptablen" Luftraum-Verletzungen.
Angst vor einer Kettenreaktion
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt. Sein Sprecher Stéphane Dujarric sagte, angesichts der "verschiedenen Koalitionen, die am Himmel über Syrien operieren" entstehe eine "Situation voller Gefahren". US-Außenminister John Kerry sagte am Rande einer Konferenz in Chile, die Vorfälle, auf die Ankara rechtmäßig reagiert habe, seien "genau diejenigen", die mit einem Abschuss hätten enden können.
Die russische Luftwaffe fliegt seit der vergangenen Woche Luftangriffe, um der Armee von Syriens Machthaber Baschar al-Assad "im Kampf gegen Terroristen sowie radikale Organisationen" zu helfen. Die USA und andere westliche Staaten werfen Russland vor, nicht nur die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zu bekämpfen, sondern auch andere Aufständische.
stu/ml (afp, dpa, rtr)