Ukrainischer Filmemacher vor Gericht
21. Juli 2015Oleg Sentsov sitzt - wie bei entsprechenden Prozessen in Russland oftmals üblich - in einem Käfig im Gerichtssaal. Seit Dienstag muss er sich vor einem Gericht im südrussischen Rostow verantworten. Der 39-Jährige soll "Terroranschläge" auf der annektierten Krim verübt haben. Nachdem sich Russland die Halbinsel im März 2014 einverleibt hatte, habe Sentsov eine Gruppe antirussischer Saboteure koordiniert, so der Vorwurf. Diese angeblichen Saboteure hätten Anschläge auf prorussische Organisationen geplant und verübt, heißt es weiter.
Der Filmemacher stammt aus Simferopol, der Hauptstadt der Krim. Dort war er vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB im Mai vergangenen Jahres festgenommen worden. Sollte Sentsov für schuldig befunden werden, drohen ihm zehn bis 20 Jahre Haft. "Ich halte dies für ein politisches Verfahren", kommentierte er selbst die Anklage. Beim Prozessauftakt betonte er seine Unschuld. Sentsovs Verteidiger Dmitri Dinse rechnet nicht mit einem fairen Verfahren. Er hofft jedoch, dass sein Mandant im Rahmen eines Gefangenenaustauschs in die Ukraine ausreisen darf. Sentsov hatte bei den blutigen Protesten auf dem Maidan in Kiew 2013 und 2014 die prowestlichen Demonstranten unterstützt.
Hilfe von bekannten Filmregisseuren
Kritik gegen den Prozess hagelt es von Seiten der Ukraine und von internationalen Menschenrechtsgruppen. Auch renommierte Filmemacher wie der Spanier Pedro Almodóvar und der Brite Ken Loach setzen sich in einem offenen Brief für ihren Kollegen ein. Neben der Hubschrauberpilotin Nadeschda Sawtschenko gilt Sentsov als bekanntester Ukrainer hinter russischen Gittern. Moskau bestreitet, die beiden als Kriegsgefangene wegen des Konflikts in der Ukraine festzuhalten.
Nach mehreren Kurzfilmen erschien 2011 Oleg Sentsovs bisher einziger Spielfilm "Gaamer".
ms/rb (afp, dpa)