Ryanair will Air Berlin nicht mehr
30. August 2017Der irische Billigflieger Ryanair will kein Angebot für die insolvente Air Berlin abgeben. Denn das Verfahren sei ein "abgekartetes Spiel", sagte Konzernchef Michael O'Leary am Mittwoch in Berlin. Er wiederholte seine Vorwürfe, dass die Lufthansa bevorzugt werde und dass durch ein "offensichtliches Komplott" von Regierung, Lufthansa und Air Berlin gegen die Wettbewerbsregeln in Deutschland und der EU verstoßen werde.
Wäre es ein transparentes Verfahren, würde Ryanair ein Angebot abgeben. Dann könne er sich vorstellen, Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft als ganzes zu übernehmen oder Teile davon. "Wir mischen uns nicht in dieses Verfahren ein, weil es ein abgekartetes Spiel ist."
Schwere Vorwürfe
Ryanair habe am Mittwoch das Bundeskartellamt und die EU-Wettbewerbsbehörde aufgefordert, diese "künstlich erzeugte Insolvenz" zu untersuchen. Auch der Zeitpunkt der Insolvenz sei für ihn fragwürdig, sagte O'Leary: Jede Fluggesellschaft habe im August genügend Geld - er gehe eher davon aus, dass vor der Wahl im September "maximaler Druck" auf die Politik ausgeübt werden sollte, sagte der Ryanair-Boss.
Die Staatshilfe für Air Berlin sei indirekt illegale Hilfe für die Lufthansa, deren Marktanteil bei einer Übernahme auf Inlandsstrecken auf 95 Prozent steigen würde, kritisierte O'Leary weiter. Ryanair habe deshalb die Kartell- und Wettbewerbsbehörden angerufen.
Die Bundesregierung geht indes weiter davon aus, dass die EU-Kommission den Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro genehmigen werde. Ausgezahlt sei das Geld noch nicht. Die nötigen technischen Schritte würden aber planmäßig umgesetzt, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.
Noch mehr als zwei Wochen Zeit
Lufthansa ist an Teilen von Air Berlin interessiert. Auch der britische Billigflieger Easyjet wird als Interessent gehandelt, außerdem will der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl die Airline komplett übernehmen. Bis vor wenigen Tagen hatte auch Ryanair noch erklärt, für die gesamte Air Berlin bieten zu wollen.
Zu dem Gespräch zwischen Wöhrl und Air Berlin wurden zunächst keine Details bekannt. Auch der Unternehmer hatte zuvor kritisiert, der Marktführer Lufthansa werde bei dem Prozess bevorzugt. Noch bis zum 15. September können Interessierte ein Angebot vorlegen.
Sorge um die Arbeitsplätze
O'Leary betonte, er habe keinen Kontakt zu Air Berlin, dem Sachwalter oder der Bundesregierung. Auch habe er bisher nicht in den Datenraum geschaut. "Wir werden keine Zeit verschwenden mit dem Verfahren."
Er selbst sei nicht um ein Angebot gebeten worden und habe auch weder Kontakt mit Air Berlin noch mit den Insolvenzverantwortlichen gehabt. Gäbe es ein transparentes Verfahren, hätte Ryanair auch mitgeboten. "Mit Ryanair wäre die Jobsicherheit besser gewesen als mit Lufthansa", fügte er mit Blick auf die Beschäftigten von Air Berlin hinzu.
Auch die beiden Gewerkschaften IGL und UFO erklärten, sie blickten "mit Sorge auf die Übernahmegespräche" mit der Lufthansa. Eine Übernahme großer Teile von Air Berlin berge die "Gefahr einer Monopolstellung im deutschen Luftverkehr". Daher müssten übergreifende Gespräche stattfinden, in denen die Mitarbeiter und weitere Anbieter auf dem Markt berücksichtigt werden.
dk/uh (rtr, dpa, afp)