Rückblick auf das Filmjahr 2018
Wohin steuern Film und Kino? Wie behauptet sich das alte Medium neben der Serien-Konkurrenz? Und warum sorgt ausgerechnet Netflix für einen der Kinohöhepunkte des Jahres? Wir blicken zurück auf zwölf Monate Film.
Auftakt nach Maß fürs deutsche Kino
Zu Beginn des Jahres triumphierte Fatih Akin bei den Golden Globes. Sein Film "Aus dem Nichts" gewann in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film". Akin zeigte sich mit seiner Hauptdarstellerin Diane Kruger begeistert. Schon im kommenden Februar konkurriert der Deutsche wieder in einem hochkarätigen Wettbewerb: Akins neuer Film "Der goldene Handschuh" nimmt an der Berlinale 2019 teil.
Goldener Bär 2018 geht nach Rumänien
Bei der Berlinale im Februar waren Freude und Überraschung groß bei der rumänischen Filmregisseurin Adina Pintilie. Beim wichtigsten deutschen Filmfestival wurde sie von der Jury unter der Leitung von Tom Tykwer mit dem Goldenen Bären bedacht. Eine umstrittene Entscheidung, denn ihr Werk kombiniert Dokumentar- und Spielfilmszenen und setzt sich mit Sexualität und Behinderung auseinander.
Mexikanischer Triumph: "The Shape of Water"
Weniger umstritten war die Entscheidung der Golden-Globe-Jury und dann auch der Oscar-Akademie, den mexikanischen Regisseur Guillermo del Toro zu einem der großen Gewinner des Kino-Jahres zu machen. Sein mit Märchenmotiven spielender, nostalgisch anmutender Genre-Film "The Shape of Water" bekam den Oscar für den "Besten Film", del Torro den Golden Globe für die "Beste Regie".
Marie Bäumer "ist" Romy Schneider
Im Frühjahr dann war es die deutsche Schauspielerin Marie Bäumer, die sich freuen durfte. Ihrem Auftritt als Schauspiel-Legende Romy Schneider war es vor allem zu verdanken, dass das Filmdrama "3 Tage in Quiberon" beim Deutschen Filmpreis zum großen Sieger des Abends wurde. Der Film bekam die Lola in der Hauptkategorie "Bester Film", Bäumer gewann die Auszeichnung als "Beste Darstellerin".
Wichtigster Festivalpreis geht nach Japan
Die Goldene Palme gilt nach wie vor als höchste Auszeichnung für künstlerische Filme weltweit und wird im Mai bei den Festspielen in Cannes verliehen. 2018 war der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda der große Sieger. Er nahm den Preis für seinen Film "Shoplifters" mit nach Hause - ein behutsam inszeniertes Familiendrama, das auf die sozialen Ränder der modernen japanischen Gesellschaft blickt.
Goldener Löwe für Netflix-Produktion
Schließlich holte sich der Film "Roma" den, neben Bär und Palme, dritten herausragenden Festivalpreis in diesem Jahr. Der "Goldene Löwe" ging an den mexikanischen Regisseur Alfonso Cuarón und sein persönlich gefärbtes Schwarz-Weiß-Drama über das Leiden und Leben eines Kindermädchens. Pikant an der Auszeichnung: "Roma" wurde vom Streaminganbieter "Netflix" produziert und kam kaum in die Kinos.
Drama um Kirill Serebrennikow
Dass Regisseure in vielen Ländern nicht so frei arbeiten können, wie sie wollen, daran erinnerte das Drama um den russischen Regisseur Kirill Serebrennikow. Seinen Film konnte Serebrennikow, der in Russland unter Hausarrest steht, zwar nach Cannes schicken, selbst vorstellen, durfte er ihn nicht. Dabei gehört "Leto" zu den künstlerisch gelungensten Produktionen des Weltkinos in diesem Jahr.
Weltweiter Kinohit "Avengers: Infinity War"
Der kommerziell erfolgreichste Film des Kinojahres 2018 ist einmal mehr ein Produkt des Marvel-Universums. "Avengers: Infinity War", der auf die bewährte Mischung aus Action und Science-Fiction setzt, spielte weltweit über zwei Milliarden Dollar ein und verwies das Dino-Epos "Jurassic World" auf Platz zwei. In den USA hingegen war ein anderer Marvel-Film noch erfolgreicher: "Black Panther".
"Jim Knopf & Lukas, der Lokomotivführer"
Hierzulande verfestigte sich hingegen ein Trend, der schon in den letzten Jahren zu beobachten war. Die erfolgreichsten deutschen Filme sind Kinderfilme! 2018 räumte "Jim Knopf & Lukas, der Lokomotivführer" groß ab. Dafür sorgten rund 1,8 Millionen Besucher. Der Film von Dennis Gansel schaffte es damit noch gerade in die Top-Ten der kommerziell erfolgreichsten Filme in Deutschland.
Fünf Europäische Filmpreise für "Cold War"
Die Oscars werden zum Auftakt des Jahres verliehen, die Europäischen Filmpreise am Ende. Großer Abräumer bei der Gala am 15. Dezember in Sevilla war "Cold War", die Liebesgeschichte einer Sängerin und eines Pianisten. Der polnische Film gewann in den Kategorien "Bester Film", "Bestes Drehbuch", "Bester Schnitt", "Beste Regie" (Pawel Pawlikowski) und "Beste Schauspielerin" (Joanna Kulig, im Bild).
Frauen hinter der Kamera
Große Themen in der Film-Szene in den vergangenen zwölf Monaten waren Gleichberechtigung und Missbrauch. Die Debatte um #MeToo hält an. Unabhängig davon fordern viele Frauen Chancengleichheit, wenn es um Filmförderung geht. Eine, die es geschafft hat, ist die deutsche Regisseurin Caroline Link, deren neuer Film "Der Junge muss an die frische Luft" Weihnachten in die Kinos kommt.
Trend zur Serie hält an
Starke Konkurrenz bekommt das Kino durch TV-Serien. Große international agierende Anbieter wie Netflix, Amazon oder Sky, aber auch öffentlich-rechtliche Sender, produzieren immer mehr Serien. Auch Kooperationen sind erfolgreich - wie die beiden Staffeln von "Babylon Berlin" (Sky/ARD), die nach ihrer Premiere bei Sky in diesem Jahr erfolgreich in der ARD liefen.