Südkoreas Angst vor der "roten Linie"
17. August 2017Angesichts des verschärften Konflikts mit Nordkorea hat Südkoreas Präsident Moon Jae In das Nachbarland vor dem Überschreiten einer "roten Linie" gewarnt. Falls Nordkorea die Entwicklung von Interkontinentalraketen abschließen und diese mit Atomsprengköpfen einsatzbereit machen sollte, würde er das als eine solche Grenzüberschreitung ansehen, sagte Moon in Seoul. US-Präsident Donald Trump hatte Nordkorea zuletzt mit "Feuer und Wut" gedroht und damit vor dem Hintergrund der atomaren Bewaffnung beider Länder bestehende Sorgen vergrößert. Nordkorea drohte seinerseits damit, Raketen in Gewässer nahe der US-Pazifikinsel Guam abzufeuern.
Fragt Trump um Zustimmung?
Die USA haben nach Angaben des südkoreanischen Präsidenten zugesichert, vor einem Vorgehen gegen Nordkorea die Zustimmung der Regierung in Seoul einzuholen. Der US-Präsident habe das versprochen, sagte Moon vor Journalisten. Er sei sicher, dass die USA auch mit Südkorea sprechen würden, bevor sie eine Militäraktion außerhalb der koreanischen Halbinsel starteten, die sich auf die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea auswirken könne.
Nach Tagen der Eskalation hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jon Un zuletzt ein Signal der Zurückhaltung gesetzt: Er wolle mit seiner Entscheidung über einen Start der Raketen abwarten. Trump lobt daraufhin Kim für seine "sehr kluge" Entscheidung.
Ein Gesandter nach Nordkorea?
Südkoreas Präsident erklärte dazu, sollte die Führung in Pjöngjang mit ihrem umstrittenen Atomwaffenprogramm fortfahren, drohten zusätzliche Sanktionen, die das verarmte Land nicht aushalten würde. Er werde prüfen, einen Gesandten nach Nordkorea zu schicken, wenn die Bedingungen dafür geeignet seien, fügte der südkoreanische Präsident hinzu. Seit dem Korea-Krieg 1950 bis 1953 befinden sich Südkorea und die USA mit Nordkorea formal im Kriegszustand. Sie haben keinen Friedensvertrag, sondern lediglich einen Waffenstillstand unterzeichnet. In Peking wurde am Donnerstag der amerikanische Generalstabschef Joseph Dunford von Staatschef Xi Jinping persönlich empfangen. Das protokollarisch ungewöhnlich Treffen mit dem höchsten US-Militär kann auch als weiteres Warnsignal an Nordkorea verstanden werden.
Was sagt Bannon?
Unterdessen hat der umstrittene rechtskonservative Berater von US-Präsident Trump, Steve Bannon, seinem Chef im Zusammenhang mit Nordkorea widersprochen. Es gebe "keine militärische Lösung" des Atomkonflikts mit Pjöngjang, zitierte die Webseite "American Prospect" Bannon. Die Konfrontation mit Nordkorea sei "nur ein Nebenschauplatz", sagte der Stratege dem liberalen Online-Medium. In Wahrheit drehe sich der Streit um den Handelskonflikt mit China. "Der Wirtschaftskrieg mit China ist alles. Und wir müssen uns wahnsinnig darauf konzentrieren", zitierte "American Prospekt" Bannon.
ml/haz (dpa,rtr, afp)