Sambia triumphiert beim Afrika-Cup
11. Februar 2012Überraschend und am Ende hochdramatisch hat sich Sambia erstmalig zum Sieger des Afrika-Cups gekürt. Die Außenseiter besiegten die Elfenbeinküste um Starstürmer Didier Drogba in einem Elfmeterkrimi mit 8:7. Die 40.000 Zuschauer in Libreville/Gabun sahen ein in der regulären Spielzeit torloses Spiel, in dem die Elfenbeinküste einen Matchball vergab. Ausgerechnet der erfahrene Drogba schoss in der 70. Minute einen Foulelfmeter über das Tor. So fiel die Entscheidung erst nach dem 18. Schützen im Elfmeterschießen, Stoppila Sunzu, der danach von den mitgereisten Fans Sambias frenetisch gefeiert wurde.
Im dritten Anlauf zum Titel
Für Sambia war es im dritten Anlauf nach 1974 und 1994 der erste Triumph in einem Endspiel des Afrika-Cups, die Elfenbeinküste verpasste dagegen wie schon vor sechs Jahren den zweiten Titelgewinn nach 1992. Den dritten Platz hatte sich ebenfalls überraschend Mali im kleinen Finale mit 2:0 (1:0) gegen Ghana gesichert. Der dritte Platz sorgte auch bei den Fans aus Mali für Partystimmung auf den Straßen.
Nicht immer waren es aber so positive Bilder, die diesen Afrikacup prägten. Beim Eröffnungsspiel kam es am Eingang des Stadions in Bata zu einem Gerangel. Tausende Fans Äquatorialguineas wollten das Spiel sehen. Das Sicherheitspersonal setzte Tränengas und Knüppel gegen die Fans ein - eine Panik drohte. Im letzten Moment öffneten die Sicherheitsleute die Tore und die Menschen strömten ins Stadion. "Dadurch war das Stadion natürlich überfüllt", berichtete Walter Gogg, Sicherheitsexperte vom Weltfußballverband FIFA. Doch das Szenario einer Katastrophe beim Eröffnungsspiel konnte verhindert werden.
Leere Ränge bei vielen Spielen
Abgesehen von diesem turbulenten Start des Afrika-Cups 2012 war es eine ruhige und sichere Meisterschaft, sagt Gogg. Bei manchen Spielen war es dem FIFA-Mann fast zu ruhig. Denn abgesehen von den Spielen der Gastgeberländer waren bei den Partien der ausländischen Mannschaften viele Ränge in den Stadien leer. Die Reisekosten für Fans aus anderen afrikanischen Ländern waren meist zu teuer und die Heimfans interessierten sich hauptsächlich für ihr eigenes Team.
Dabei wurde viel in die Infrastruktur in beiden Ländern investiert: Neue Hotels wurden gebaut, die Flughäfen von Franceville und Libreville in Gabun erweitert, das Telekommunikationsnetz verbessert. Walter Gogg berichtet außerdem von neuen Straßen und Kliniken, die Äquatorialguinea gebaut habe. Doch der Bevölkerung nutzte das wenig, meint der Arzt und Oppositionspolitiker Wenceslao Mansogo. Er berichtet, dass die Krankenhäuser Gebühren verlangen, die sich kaum ein Äquatorialguineer leisten kann. "Die Regierung in Äquatorialguinea will nur einen guten Eindruck machen, doch das ist nur Schein. Der Afrika-Cup hat der Bevölkerung nichts gebracht."
Millionen für Großprojekte
Tatsächlich lebt die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, in vielen Dörfern und Stadtvierteln gibt es weder fließendes Wasser noch Geld für medizinische Versorgung. Dabei fehlt es dem drittgrößten Erdölproduzenten Subsahara-Afrikas keineswegs an Geld. Das investiert das autokratische Regime Äquatorialguineas um Präsident Teodoro Obiang gerne in Großprojekte: In 52 Villen für die Präsidenten des Kontinents beispielsweise, die Obiang zum Gipfel der Afrikanischen Union vergangenen Jahres bauen ließ. Oder in die geplante neue Hauptstadt, die er mitten im Urwald errichten will.
In Gabun ist die Situation ähnlich. Laut Marc Ona, einem Vertreter der Zivilgesellschaft, hat der Staat für den Afrika-Cup mehr als 500 Millionen Euro ausgegeben. Wirtschaftlicher Aufschwung und blühender Tourismus, den sich die Regierung dadurch erhofft hatte, blieben aber aus. "Es gibt noch immer zu wenige Straßen hier und nach Gabun mit dem Flugzeug zu reisen ist sehr teuer", zweifelt Ona die positiven Auswirkungen des Wettbewerbs auf den Tourismus an. "Hinzu kommen die Schikanen, um ein Visum für Gabun zu bekommen."
Trotzdem ist Ona der Meinung, dass Gabun die Investitionen des Afrika-Cups gut gebrauchen konnte. Walter Gogg von der FIFA sieht das ähnlich. Er weiß aber auch, dass der Wettbewerb in erster Linie eine Sportveranstaltung ist, die "den Leuten Freude bereiten soll." Die Armut könne der Afrika-Cup nicht bekämpfen.
Autor: Claudia Zeisel/Joscha Weber (mit dpa/sid)
Redaktion: Adrian Kriesch