Samsung will Zulieferer entschädigen
18. Oktober 2016Samsung will seine Zulieferer für Ausfälle durch den Verkaufsstopp des Galaxy Note 7 entschädigen. Der Konzern wolle alle fertiggestellten Teile für das Smartphone voll bezahlen, teilte der Apple-Konkurrent am Dienstag mit. Bei noch nicht hergestellten Komponenten wolle Samsung für die Materialkosten aufkommen und die Firmen entschädigen. Das solle zügig geschehen. Wie viel das die Südkoreaner kosten könnte, sagten sie nicht.
Im Vorfeld der Ankündigung hatten sich die südkoreanische Regierung und die Zentralbank besorgt über die Auswirkungen für die heimische Wirtschaft geäußert. Der Weltmarktführer hatte sein neues Flaggschiff nach weniger als zwei Monaten wieder vom Markt genommen. Geräte waren in Brand geraten. Auch ein Ersatzhandy fing Feuer.
Hausgemachtes Debakel
Analysten sehen hinter dem Debakel um das Galaxy Note 7 vor allem einen Grund: das Beharren des Managements darauf, das Smartphone-Modell noch vor dem eigentlichen Zeitplan auf den Markt zu bringen, um Apples neues iPhone auf Abstand zu halten.
Für Ingenieure habe es keine Möglichkeit gegeben, dem Management mitzuteilen, dass sie mehr Zeit für Tests des Akkus benötigten - auch für den neuen Akku nach dem Rückruf nicht, vermutet Ökonom Kim Sang Jo. "Dieser Mangel an Feedback ist der größte Fehler hinter dem Desaster."
Der familiengeführte Konzern macht sich derzeit für einen Generationenwechsel bereit. Firmen-Patriarch Lee Kun Hee ist seit einem Herzinfarkt im Jahr 2014 bettlägerig. Sein Sohn und mutmaßlicher Nachfolger, J.Y. Lee, ist Vize-Chef von Samsung Electronics und rückte erst wenige Tage nach dem Rückruf des Smartphones im September in den Vorstand des Konzerns auf.
Besonders seine Leistung steht derzeit unter Beobachtung. "Je nachdem wie er sich verhält, wird Samsung als Beispiel dafür gelten, wie sich ein Unternehmen durch eine Krise neu erfinden kann, oder in der Geschichte untergeht wie Nokia", prophezeit Ökonom Kim Sang Jo.
Für die südkoeranische Volkswirtschaft ist Samsung enorm wichtig: Das Unternehmen sorgt für rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also rund ein Fünftel der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes.
tko/wen (rtr, afp)