Auch im All Sanktionen wegen Krim
3. April 2014Wie die Tageszeitung "New York Times" berichtete, dürfen Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde nicht mehr nach Russland reisen und Vertreter der russischen Regierung keine Nasa-Einrichtungen mehr besuchen. Wie die Nasa in einer Email an Führungskräfte der Raumfahrtbehörde weiter schrieb, soll es keine bilateralen Treffen, E-Mail-Kontakte sowie Telefon- und Videokonferenzen mehr geben. Der US-Fernsehsender Fox News betonte, die Echtheit des Schreibens sei der TV-Station bestätigt worden. Der Westen wirft Russland vor, sich die ukrainische Halbinsel Krim völkerrechtswidrig einverleibt zu haben. Die USA und die EU haben deshalb Sanktionen gegen Mitglieder der russischen Führung verhängt.
Moskau gibt sich gelassen
Keine Abstriche soll es aber bei der Zusammenarbeit beim derzeit wichtigsten Weltraumprojekt geben, der Internationalen Raumstation ISS (das Artikelbild zeigt die Besatzung). Der Flug des deutschen Astronauten Alexander Gerst mit einem US-Amerikaner und einem Russen zur ISS soll wie geplant Ende Mai stattfinden. Moskau reagierte deshalb auch demonstrativ gelassen auf die Ankündigung der Nasa. Außer der ISS gebe es überhaupt keine Zusammenarbeit mit den USA auf Staatsebene, teilte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin per Twitter mit.
Die USA sind nach dem Ende ihres Shuttle-Programms auf russische Sojus-Kapseln für den Transport von Astronauten zur ISS angewiesen. Pro Reise zahlt die Nasa umgerechnet 50 Millionen Euro. Derzeit arbeiten zwei US-Amerikaner auf der Raumstation.
Kritik von Roskosmos
Anders als die Regierung in Moskau äußerten an Weltraumprojekten beteiligte russische Stellen sich durchaus kritisch zum Vorgehen der Nasa. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der russischen Weltraumbehörde Roskosmos sprach nach einem Bericht der Deutschen Presseagentur von einem "ernsten Schritt" der USA. "Wir hängen von der Nasa zwar nicht ab, weil wir im Unterschied zu ihr ein einsatzfähiges Raumschiff besitzen", sagte er. Allerdings hätten beide Länder 1975 sogar zu Zeiten des Kalten Krieges beim sogenannten Apollo-Sojus-Test-Projekt zusammengearbeitet, betonte der Roskosmos-Mann.
Der Chef des russische Maschinenbauunternehmens Energomash, Wladimir Solnzew, sagte der Agentur Ria Nowosti: "Die Strafmaßnahmen zielen auf Moskau, treffen im Endeffekt aber die ganze Welt, weil Wissenschaft für alle wichtig ist." Energomash lieferte bisher Raketen-Triebwerke an die USA.
Ähnlich argumentierte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Professor Johann-Dietrich Wörner: "Bereits die Kopplung von Sojus und Apollo im Jahr 1975 hat gezeigt, welchen völkerverbindenden Platz die Raumfahrt in der Geschichte einnehmen kann." Heute sei die Internationale Raumstation, das größte Technologieprojekt der Menschheit, verbunden mit der technisch-technologischen und wissenschaftlichen Kooperation über politische Grenzen hinaus, der Beweis für die friedliche Nutzung des Weltraums, unterstrich der Wissenschaftler.
wl/se (dpa, afpe)