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Sanofi schluckt Aventis

26. April 2004

In Europa entsteht ein neuer Pharmariese. Der deutsch-französische Konzern Aventis stellt seinen Abwehrkampf gegen die Übernahme durch den französischen Konkurrenten Sanofi-Synthélabo ein.

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Künftig nicht mehr selbstständig: die deutsch-französische AventisBild: AP

Nach gut drei Monaten Widerstand gibt sich Aventis geschlagen. Wie die französische Regierung am Sonntagabend (25.4.2004) bestätigte, nahm der Verwaltungsrat von Aventis ein verbessertes Übernahmeangebot des kleineren Wettbewerbes Sanofi an. Damit entsteht gemessen am Umsatz der größte Pharma-Konzern Europas.

Mit dieser Einigung werde die Qualität der deutsch-französischen Pharma-Industrie gestärkt, sagte der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin am Sonntag in Paris. Sie entspreche außerdem einem "strategischen Interesse" und erlaube die Erhaltung von Arbeitsplätzen in Frankreich und Europa. Mit der Entscheidung für Sanofi kommt der Schweizer Pharma-Konzern Novartis nun nicht mehr zum Zuge, nachdem er vor wenigen Tagen die Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit Aventis bekannt gegeben hatte. Die Straßburger Aventis entstand 1999 aus der Fusion der Frankfurter Hoechst AG mit Rhône-Poulenc. Aventis beschäftigt rund 69.000 Mitarbeiter, davon 9000 in Deutschland.

Novartis kommt nicht zum Zug

Nach Angaben des französischen Finanzministeriums hat der Aufsichtsrat von Aventis am Sonntag ein um 14 Prozent erhöhtes Übernahmeangebot akzeptiert. Die französische Regierung hatte sich für diese nationale Lösung stark gemacht, um eine Übernahme durch den Schweizer Konkurrenten Novartis zu verhindern. Sollten die Aktionäre dem erhöhten Angebot zustimmen, würde unter französischer Führung der drittgrößte Pharmakonzern der Welt nach dem US-Giganten Pfizer und dem britischen GlaxoSmithKline entstehen.

Ausgehandelt worden sei ein Preis von 69 Euro pro Aktie, im Vergleich zu 60,4 Euro des ersten Angebots von Sanofi im Januar. Die ursprünglich von Sanofi gebotenen 47 Milliarden Euro hatten Analysten einhellig als zu niedrig eingeschätzt. Die Führung des neuen Konzerns übernimmt Sanofi-Chef Jean-François Dehecq. Über die Zukunft von Aventis-Chef Igor Landau wurde zunächst nichts bekannt. Er soll bereit sein, bei einer Abfindung von 24 Millionen Euro seinen Platz zu räumen.

Einmischung der Regierung

Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Schweizer Bundespräsident Joseph Deiss haben nach französischen Presseangaben irritiert auf die "Einmischung" der Regierung in Paris reagiert. Es handele sich um Entscheidungen von Unternehmen, bei denen die Politik sich neutral verhalten sollte, wurde Schröder zitiert. (mik)