Schalke-Trainer Rangnick gibt erschöpft auf
22. September 2011Der 53-jährige Ralf Rangnick erklärte auf der Schalker Homepage, dass er sich längere Zeit mit dem Gedanken befasst habe und dass ihm die Entscheidung sehr schwer gefallen sei. Sein derzeitiger Energielevel reiche aber nicht aus, um erfolgreich zu sein und die Mannschaft und den Verein in ihrer sportlichen Entwicklung voranzubringen. Schalke-Manager Horst Heldt unterstrich, dass die Gesundheit in jedem Fall Vorrang vor allen beruflichen Zielen und Herausforderungen haben solle. Laut Heldt wird sich Rangnick bis auf Weiteres vollständig zurückziehen.
Erst am 17. März hatte Rangnick das Traineramt bei Schalke 04 übernommen, nachdem dort Felix Magath entlassen worden war. Er führte das Team ins Halbfinale der Champions League, zum Sieg im DFB-Pokal und sicherte den Klassenerhalt in der Bundesliga. Nach seiner Trennung von 1899 Hoffenheim Mitte 2010 wollte Rangnick ursprünglich eine Auszeit bis Mitte diesen Jahres nehmen, änderte dann aber nach der Schalker Anfrage seine Haltung. Wie sich jetzt herausstellt, war dies offensichtlich die falsche Entscheidung.
Ralf Rangnick begann seine Trainerkarriere 1997 in der 2. Bundesliga beim SSV Ulm. Über Stuttgart und Hannover kam er 2004 – 2005 schon einmal zu Schalke 04. Von 2006 bis 2010 führte er 1899 Hoffenheim von der Regionalliga Süd im direkten Durchmarsch in die 1. Fußball-Bundesliga und erarbeitete sich vor allem dort seinen Ruf als gewiefter Fußballtaktiker.
Erschöpfungssyndrom - ein neues Phänomen
Dass der Druck im professionellen Fußball immer größer wird, ist nicht neu. Dass aber immer Fußballer unter dem Druck leiden und teilweise auch zerbrechen, ist scheinbar ein neue Entwicklung. Zuletzt gab der Hannoveraner Ersatztrorhüter Markus Miller zu, wegen mentaler Erschöpfung und beginnendem Burnout in Behandlung zu sein. Der spektakulärste Fall der letzten Jahre war 2009 der Selbstmord von Hannovers Nationaltorhüter Robert Enke, bei dem der Druck und die Erschöpfung zu schweren Depressionen geführt hatten.
Sportpsychologen sehen die Vereine in der Pflicht. Spieler müssten auf Themen wie Medientermine, den Druck der Öffentlichkeit oder Rückschläge durch Verletzungen besser vorbereitet werden. Die Spieler, die bereits betroffen seien, müssten besser aufgefangen werden. Darauf aber sind die Vereine nur unzureichend vorbereitet. So hat in der 1. Fußball-Bundesliga nur der Hamburger SV einen hauptamtlichen Psychologen in seinem Betreuerstab.
Autor: Wolfgang van Kann (mit sid/dpa)
Redaktion: Martin Muno