Schalke zu harmlos für den BVB
8. Dezember 2018Zwei Spielszenen standen exemplarisch für dieses 93. Revierderby: 7. Minute, Freistoß für Borussia Dortmund. BVB-Kapitän Marco Reus schlägt den Ball von links aus 25 Metern in den Strafraum. Die Schalker Abwehr schläft, als Thomas Delaney durchstartet. Der Däne kommt frei zum Kopfball, der Ball zappelt im Netz, 1:0 für die Gäste. 17. Minute, fast die identische Situation auf der Gegenseite. Daniel Caligiuri bringt den Freistoß in den Strafraum, aber da ist weit und breit kein Schalker Angreifer, der seine Flanke verwerten könnte. Die Chance verpufft.
Am Ende verliert ein harmloser FC Schalke 04 ohne jede Durchschlagskraft im Angriff gegen eine abgezockte Dortmunder Borussia mit 1:2 (0:1). Tabellenführer BVB feiert den ersten Revierderby-Sieg seit drei Jahren und strebt mit Siebenmeilenstiefeln der vorzeitigen Herbstmeisterschaft entgegen. Schalke, in der vergangenen Saison noch Vizemeister, droht hingegen, in den Abstiegskampf zu geraten.
Keine Stürmer mehr
Schalkes Trainer Domenico Tedesco musste mit Mark Uth, Breel Embolo, Cedric Teuchert, Franco Di Santo und Stevens Skrzybski auf gleich fünf verletzte Offensivspieler verzichten. So ruhten alle Hoffnungen auf Guido Burgstaller, der jedoch schon angeschlagen in die Partie ging. Der Österreicher hatte die einzige gute Chance der Schalker im ersten Durchgang, als er aus kurzer Entfernung an BVB-Torwart Roman Bürki scheiterte (28.). Möglicherweise hätte der Treffer jedoch ohnehin nicht gezählt, da Burgstallers Hand am Ball war. Acht Minuten später humpelte der Mittelstürmer vom Platz. Mit ihm verließ auch der letzte Funke Gefahr das Schalker Spiel.
"Komischer Fußball"
Ganz anders der BVB. Die pfeilschnellen und technisch versierten Gäste stellten die Schalker Abwehr auch nach Delaneys Führungstreffer ein ums andere Mal vor Probleme. Nach einer halben Stunde Spielzeit schaltete Dortmund allerdings einen Gang zurück. "Wir haben uns einschläfern lassen, weil Schalke so einen komischen Fußball gespielt hat", sagte BVB-Kapitän Reus nach dem Abpfiff. Was er mit "komisch" meinte war, dass die Königsblauen sich bemühten, aber weitgehend ideenlos anliefen. Der Ausgleich fiel nach einer Stunde fast aus dem Nichts: Reus traf im Strafraum Schalkes Amine Harit am Fuß, der Schalker fiel, als hätte ihn ein Baum getroffen. Schiedsrichter Daniel Siebert signalisierte sofort: kein Strafstoß, ein ganz normaler Zweikampf. Dann nahm er jedoch seine Entscheidung zurück, nachdem der Videoassistent in Köln interveniert hatte. Caligiuri nutzte die unverhoffte Chance und verwandelte den Elfmeter zum 1:1 (61.).
Keine Entlastung
Der Gegentreffer weckte die Dortmunder aus ihrer Lethargie. Der BVB erhöhte den Druck und ging wenig überraschend wieder in Führung: Jadon Sancho spielte Doppelpass mit Raphael Guerreiro und schob den Ball an Schalkes Torwart Ralf Fährmann vorbei zum 2:1 ins rechte Eck (74.).
Damit war der Widerstand der Königsblauen gegen die Derbyniederlage endgültig gebrochen. "Nach dem 1:2 hatten wir wenig Power", räumte Trainer Tedesco hinterher ein und erklärte es so: "Wir hatten aber auch keine Stürmer mehr, die die Bälle festgehalten haben. So kam keine Entlastung. Wir haben ja in Burgstaller den einzigen nominellen Stürmer verloren."
BVB feiert 33. Sieg
Beinahe hätten die Schalker sogar noch das 1:3 kassiert, als Guerreiro aus 14 Metern nur den linken Pfosten traf (85.). Die Dortmunder brachten schließlich ihren elften Sieg im 14. Saisonspiel souverän über die Zeit. Das Team von Trainer Lucien Favre verteidigte damit nicht nur seine weiße Weste, sondern baute auch die Führung in der Gesamtbilanz der Bundesliga-Revierderbys mit Schalke aus. Der BVB gewann zum 33. Mal. Dem stehen 31 Schalker Siege und 29 Unentschieden gegenüber.
"Wir haben dieses Jahr schon einige Nackenschläge bekommen und sind immer wieder aufgestanden. Das wird auch dieses Mal passieren", verkündete Schalke-Trainer Tedesco trotzig. Ähnliches hat man von ihm in den vergangenen Wochen allerdings schon häufiger gehört. Die Kritik an dem 33-Jährigen dürfte lauter werden.