Schalker Mut wird nicht belohnt
10. Februar 2018Der Bundestrainer langweilte sich nicht, ganz im Gegenteil. "Das Spiel hat einen hohen Unterhaltungswert", sagte Joachim Löw bereits zur Pause, "weil Schalke so mutig mitspielt und die Bayern auch schon in deren Hälfte angreift. Das ist ein gutes Rezept." Dem blieben die Königsblauen auch bis zum Ende treu. Nur belohnt wurden sie nicht. Der FC Bayern gewann mit 2:1 (2:1) und sieht mit einem Vorsprung von nun schon 18 Punkten auf den Tabellen-Zweiten RB Leipzig einer schnellen Meisterschaft entgegen.
Vor die Füße Lewandowskis
Dabei fehlte den Münchenern ihr bester Mann: Jupp Heynckes saß nicht auf der Bank. Der 72 Jahre alte Trainer, der den Erfolg an die Isar zurückgebracht hat, musste erkältet passen. Sein Assistent Peter Hermann übernahm die Verantwortung - und sah eine Schalker Mannschaft, die von der ersten Minute an frech aufspielte. Zum Preis, dass sie hinten anfällig für Bayern-Konter war. Gleich der erste saß. Schalke-Torwart Ralf Fährmann machte beim Fernschuss von Thomas Müller eine etwas unglückliche Figur, als er den Ball nach vorn vor die Füße von Robert Lewandowski abwehrte, der sich diese Chance nicht nehmen ließ (6. Minute).
Starker Goretzka
Doch die Schalker spielten weiter, als gehe es darum, auch den Bayern mal ihre Grenzen aufzuzeigen. Gute Kombinationen, Pressing in der Hälfte der Gastgeber. "Wir haben versucht, den Spieß umzudrehen", sagte Leon Goretzka nach dem Spiel. "Den Münchnern gefällt es nicht, wenn sie dem Ball hinterherlaufen müssen. Das war unser Plan heute." Was nicht alles über den Schalker Jungstar gesagt und geschrieben worden ist, der zur nächsten Saison ablösefrei zu den Bayern wechselt. Goretzka antwortete seinen Kritikern mit einer starken Leistung. "Ich wollte unbedingt gewinnen mit Schalke", sagte der 23-Jährige. "Dass wir es nicht geschafft haben, uns zu belohnen, tut weh."
Bittere Gegentore
Nach Franco di Santos Ausgleichstreffer (29.) war es Torwart Fährmann, der seine Mannschaft um den verdienten Lohn brachte. Unerklärlicherweise ließ er seine linke Torecke offen, sodass Thomas Müller aus sehr spitzem Winkel das - wie sich herausstellen sollte - spielentscheidende 2:1 (36.) erzielen konnte. "Ich dachte, dass er quer spielt. Das hätte ich bei Thomas Müller nicht machen dürfen", ärgerte sich Fährmann, dem bewusst war, dass er alles andere als seinen besten Tag erwischt hatte: " Das waren zwei bittere Gegentore."
"Jupp hat mitgezittert"
Auch wenn die Schalker in der zweiten Hälfte nicht mehr ganz so gefährlich auftraten wie im ersten Durchgang, gaben sie bis zum Abpfiff alles. "Die Mannschaft hat es sehr gut gemacht", lobte Trainer Domenico Tedesco hinterher. Und doch standen auch die mutigen Schalker am Ende mit leeren Händen da. Immerhin dürfen sich die Königsblauen auf die Fahne schreiben, dass sie es dem Bald-Meister so schwer gemacht haben wie kaum ein anderes Team in dieser Saison. Heynckes-Vertreter Peter Hermann atmete hinterher jedenfalls auf: "Es war ein sehr schweres Spiel. Jupp hat bestimmt am meisten mitgezittert." Doch um Gary Linekers legendäre Fußballweisheit über die deutsche Nationalmannschaft etwas abzuwandeln: "Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Mann jagen 90 Minuten lang dem Ball hinterher, und am Ende gewinnen immer die Bayern."