Schaurig-schön: Lost places in Deutschland
Stillgelegte Industriebauten, alte Villen, ausgediente Krankenhäuser: Für die einen sind es Schandflecke, für die anderen spannende Fotomotive. Wir zeigen verlassene Orte, die einen ganz besonderen Charme haben.
Schloss Dwasieden, Sassnitz
Von dem Prunkbau des Bankiers Adolph von Hansemann auf Rügen stehen heute nur noch Ruinen. Aus Sandstein, Granit und Marmor gebaut, zählte das Schloss zu den teuersten seiner Zeit. Nach dem Krieg war hier ein Flüchtlings- und Quarantänelager untergebracht, bis es 1948 zur Ziegelgewinnung gesprengt wurde. Seitdem muss man ein wenig suchen, um die Überreste im dichten Grün entdecken zu können.
Ehemalige "Landesirrenanstalt Domjüch", Neustrelitz
Dieser Ort hat sein düsteres Flair bis heute behalten. Der einst hochmoderne Gebäudekomplex bot Platz für 200 Patienten. Im Rahmen der "Säuberungsaktion" T4 nutzten die Nationalsozialisten den Standort für viele Behinderte als Durchgangsstation auf dem Weg in Tötungsanstalten. Über die Jahrzehnte ist das Gebäude verfallen. Seit 2010 gibt es hier Führungen, Konzerte und Theateraufführungen.
Gefängnis Hohenschönhausen, Berlin
Das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen in Berlin war ein Ort des Schreckens. Gefangene mussten im Keller einer früheren Großküche 60 fensterlose Zellen bauen, die nur mit einer Holzpritsche und einem Eimer ausgestattet waren. Über 20.000 politische Häftlinge der DDR wurden hier psychisch und physisch gefoltert. Heute kann das Gefängnis als Gedenkstätte mit vielen Ausstellungen besichtigt werden.
Teufelsberg, Berlin
Vom Osten Berlins in den Westen. Auf dem Teufelsberg steht die ehemalige Abhörstation der US-Amerikaner mit ihren fünf Radar-Kuppeln. Der Berg selbst ist künstlich angelegt, mit Trümmern des Zweiten Weltkrieges. Es ist die zweithöchste Erhebung des Stadtgebiets. Das Gelände wird heutzutage für Kulturveranstaltungen genutzt und bietet viel Platz für Graffiti-Künstler.
Heilstätte Grabowsee, Oranienburg
George Clooney und Matt Damon waren schon hier. Nicht aber aus medizinischen Gründen. Das Gelände war Drehort für ihren Film "Monuments Men". Seit 2005 setzt sich ein Verein für den Wiederaufbau der Lungenheilstätte ein, die 1896 vom Deutschen Roten Kreuz gegründet wurde. Es soll eine Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche entstehen. Bis dahin bleibt der Ort ein faszinierender Lost Place.
Heilstätten, Beelitz
"Das Alpenhaus" ist Teil des aus 60 Gebäuden bestehenden Ensembles der ehemaligen Lungenheilstätte für Tuberkulose-Kranke in Brandenburg. Am Ende des Zweiten Weltkrieges ausgebrannt, wächst heute Grün aus der Ruine. Viele der anderen Gebäude wurden saniert und zu Wohnungen umgebaut. Über einen Baumkronenpfad kann man heute aus bis zu 40 Metern Höhe die Ruine besichtigen.
Militärstadt Wünsdorf, Zossen
Ein rund elf Kilometer langer Rundweg führt durch den ehemaligen Militärstandort, der 1910 als Kaiserlicher Truppenübungsplatz entstand. In der NS-Zeit nutzte die Wehrmacht das Gelände mit den riesigen Bunkeranlagen, nach 1945 richteten hier die Sowjets bis zu ihrem Abzug 1994 ihr Oberkommando ein. Heute nehmen jährlich etwa 20.000 Besucher an den Bunkerführungen in Wünsdorf teil.
Kokerei Hansa, Dortmund
Über 150 Jahre lang prägte die Montanindustrie das Ruhrgebiet. Nach der Schließung vieler Bergwerke wandelte sich die Region zum Naherholungsgebiet. Stück für Stück erobert sich die Natur die Industriestandorte wie die Kokerei Hansa in Dortmund oder die Zeche Zollverein in Essen zurück. Still ist es hier trotzdem nicht: Ausstellungen und Führungen beleben diese spannenden Lost Places.