Heino wird 75
13. Dezember 2013Schwarze Brille, blondes Haar und eine tiefe Baritonstimme sind Heinos Markenzeichen. 1965 wurde der gelernter Konditor Heinz-Georg Kramm aus Düsseldorf bei einer Modenschau entdeckt, wo er mit seinem "Comedien Terzett" auftrat. Von da an ging es mit seiner Karriere bergauf. Gleich seine erste Single "Jenseits des Tales" verkaufte sich mehr als 100.000 Mal.
Mit eingängigen Seemanns- und Fahrtenliedern zum Mitsingen begeisterte er das Publikum. Egal, was er produzierte, Heino traf instinktiv den Geschmack der breiten Masse. "Blau blüht der Enzian" und "Die schwarze Barbara" oder " Karamba, Karacho, Ein Whisky" gehören zu seinen größten Erfolgen. In den 70er und 80er Jahren war er regelmäßiger Gast im Fernsehen, unter anderem als Star seiner eigenen Serie: "Sing mit Heino".
Politisch umstritten
Für viele Deutsche blieb der Sänger allerdings immer eine Reizfigur. Nicht nur das teutonisch gerollte "R", auch unkluge Aktionen drängten den blonden Barden in die politisch rechte Ecke. So sang er in den 70er Jahren einmal die deutsche Nationalhymne inklusive der umstrittenen Strophen ein oder gab Lieder zum Besten, die mancher als völkische Propaganda interpretierte. Das Volkslied "Schwarzbraun ist die Haselnuss" etwa kommt textlich absolut harmlos daher, doch da die Hitlerjugend es gern bei ihren Märschen in die Natur anstimmte, meinten kritische Stimmen, bei Heino braune Töne zu hören.
Auch zwei Tourneen im wegen seiner Apartheidpolitik geächteten Südafrika kosteten ihn in den 80er Jahren viele Sympathien. Heino selbst wies alle Vorwürfe stets energisch von sich; er sei nichts weiter als ein typisch deutscher Volkssänger, der keiner Partei angehöre, ließ er verlauten; alles andere sei Quatsch.
Rap und Klassik statt Volksmusik
Heinos Fans war die Kritik an ihrem Idol immer egal. Und er selbst hatte keine Berührungsängste, seinen musikalischen Horizont zu erweitern. So absolvierte er in den 80er Jahren sogar einen Auftritt mit Punk-Diva Nina Hagen und brachte Rap-Versionen seiner Hits heraus, die die Partygänger rauf- und runter sangen.
Eigentlich wollte sich der Sänger nach seiner Abschiedstournee 2005 zur Ruhe setzen und sich ganz seinem "Café Heino" in seinem Wohnort Bad Münstereifel widmen. Doch die Bühnenluft fehlte ihm, und so ging er 2009 mit klassischen Liedern wie "Ave Maria" oder Brahms Wiegenlied "Guten Abend, gute Nacht" auf seine "Die Himmel rühmen-Festliche Lieder mit Heino"-Tour.
Mit 74 noch mal durchgestartet
Anfang 2013 schließlich startete Heino mit seinem Album "Mit freundlichen Grüßen" noch mal richtig durch - ironischerweise mit gecoverten Pop- und Rocksongs von Künstlern wie Nena, den Ärzten, Westernhagen oder Rammstein, deren "Vogel der Nacht" er adaptierte.
Der Volksbarde mutiert auf seine alten Tage zum Rocker: Die gecoverten Musiker reagierten irritiert, die Nation lag ihm zu Füßen. Mit seinem Album katapultierte sich der Sänger auf Platz Eins der deutschen Charts, was ihm mit seinen volkstümlichen Liedern ein Leben lang verwehrt blieb. Noch nie gab es innerhalb kürzester Zeit so viele Downloads eines deutschen Künstlers. "Mein Heino ist eine richtig 'coole Sau' geworden", kommentierte Ehefrau Hannelore denn auch. Am 13. Dezember wird Heino 75 Jahre alt. Mal sehen, was er sich dann noch so alles einfallen lässt.