Schlechte Schlagzeilen und neue Modelle auf der IAA
13. September 2005Die Schlagzeilen in den Wochen vor Messebeginn konnten schlechter nicht sein: Der Volkswagen-Konzern von einem Filz-Skandal erschüttert, bei DaimlerChrysler Rückrufaktionen und eine Führungskrise. Studien, die das drohende Ende der Massenfertigung am Standort Deutschland heraufbeschwören und Meldungen über drastische Sparprogramme allüberall. Dazu ausufernde Benzinpreise – ein Cocktail, der eher Kopfschmerzen bereitet anstatt gute Messe-Stimmung zu verbreiten. Aber gerade rechtzeitig zum Messestart dann doch die gute Nachricht:
Die Verkaufszahlen in Deutschland wie in Westeuropa insgesamt haben wieder deutlich angezogen. Also doch: Ende gut – alles gut? Bernd Gottschalk, der Präsident des Verbandes der deutschen Automobil-Industrie, glaubt, dass die deutsche Automobilindustrie "trotz aller Probleme, trotz aller Kosten-Diskussionen, trotz aller Diskussionen über den Standort oder über Corporate Governance wiederum seit fünf Monaten die Branche ist, die heraus führt aus einem konjunkturellen Tief."
Schlüsselindustrie für Deutschland
Wie wichtig die Autoindustrie für den Standort Deutschland ist, macht eine Zahl mehr als klar: Noch immer hängt hierzulande jeder siebte Arbeitsplatz vom Automobil ab. Deshalb "bleibt diese Industrie eine Schlüsselbranche, bleiben wir Technologieführer, bleiben wir letzten Endes auch in den Premium-Bereichen weltweit führend", betonte Gottschalk im DW-Interview.
Da passen Schlagzeilen wie die Führungskrise bei DaimlerChrysler schlecht ins Bild. Umso lockerer dann der Auftritt des neuen Chefs, Dieter Zetsche, in Frankfurt: Der Mann, der die US-Tochter Chrysler saniert hat, soll zum Jahreswechsel die Führung des Gesamtkonzerns übernehmen – und ist zudem seit Anfang September auch noch Chef der PKW-Tochter Mercedes-Benz. Er rollte in einem knallroten Jeep auf die Bühne, um dann gleich drei Weltpremieren zu präsentieren, darunter die neue S-Klasse. Dennoch ließen sich die Probleme nicht verschweigen, und Zetsche ging gleich in die Offensive und stellte klar, er sehe sich nicht als Mercedes-Chef auf Zeit: "Ich versichere Ihnen, ich gehe diese Aufgabe mit ganzem Herzen, voller Freude und für einen unbegrenzten Zeithorizont an."
Probleme bei VW, Freude bei BMW
Ganz andere Sorgen hat man bei Europas größtem Autobauer Volkswagen. Tausende von Arbeitsplätzen stehen auf dem Spiel, eine Korruptionsaffäre erschüttert den Konzern. Dennoch verbreitet der neue starke Mann bei Volkswagen, Marken-Vorstand Wolfgang Bernhard, Optimismus bei der Vorstellung des neuen Golf-Cabrios. Im Interview mit der Deutschen Welle sagte er, es sei wichtig, "dass es uns gelingt, den Vorwärtsgang zu finden und mit attraktiven, neuen Produkten nach draußen zu gehen. Das ist entscheidend."
Probleme sind beim bayerischen Hersteller BMW Vergangenheit. Das Desaster mit Rover ist vergessen – und die Weiß-blauen ziehen scheinbar uneinholbar ihre Kreise. 20 Prozent Absatzplus in den vergangenen zwei Jahren – davon können andere Hersteller nur träumen. Die konsequente Ausrichtung auf das Premium-Segment ist das Erfolgsgeheimnis von BMW-Chef Helmut Panke: Eben nicht nur Autos, sondern auch Emotionen zu verkaufen.
Hybridmotor als Star der IAA
Emotionen schlagen derzeit allerdings auch hoch an den Zapfsäulen: Angesichts von Rekord-Benzinpreisen rücken in Frankfurt auch andere Themen in den Blickpunkt: Spritsparende Modelle, alternative Antriebskonzepte und Kraftstoffe wie zum Beispiel Biodiesel oder Erdgas. Und auch ein Star der IAA: der Hybridmotor. Bei dieser Technologie, bei der ein Benzinmotor mit einem Elektroantrieb gekoppelt wird, hatten die deutschen Hersteller scheinbar den Trend verschlafen. In Frankfurt überraschen sie nun mit zahlreichen Angeboten – die noch in diesem Jahr in Serie gehen könnten.