Schlechte Umfrage-Ergebnisse für Bush nach "Katrina"
13. September 2005US-Präsident George W. Bush hat während eines Besuchs im überfluteten New Orleans Rassismus-Vorwürfe gegen seine Regierung zurückgewiesen. Die Hautfarbe der Bewohner der Stadt habe keinen Einfluss auf die Rettungsarbeiten gehabt, erklärte Bush am Montag (12.9.2005) nach einer Tour durch mehrere Stadtteile. "Der Sturm hat nicht diskriminiert, und das Gleiche gilt für die Rettungsarbeiten."
Bush hat damit auf zwei Umfragen reagiert, in denen die staatliche Katastrophenhilfe und der Einsatz von Präsident Bush scharf kritisiert werden. Die Befragungen wurden von ABC zusammen mit der "Washington Post" beziehungsweise von CNN durchgeführt. Dabei wurden je ungefähr 1000 US-Amerikaner befragt.
54 Prozent der von der "Washington Post" und ABC Befragten missbilligen das Verhalten von Präsident Bush nach dem Hurrikan. Große Unterschiede gibt es in der Bewertung zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung. Mehr als sechs von zehn Schwarzen sagen, die Probleme bei den Hilfseinsätzen zeigten die immer noch bestehenden Rassenunterschiede in den USA. Sieben von zehn befragten Weißen lehnen diese Interpretation dagegen ab.
Nach der Umfrage von "CNN.com" meinen 54 Prozent der schwarzen Bevölkerung, Bush gehöre gefeuert. Immerhin 45 Prozent der weißen Bevölkerung glauben das auch.
Populariätsverlust für Bush
Durch den Hurrikan ist die Zufriedenheit mit der Arbeit von Bush weiter gesunken. Sie beträgt jetzt nur noch 42 Prozent, sagt die "Washington Post". Unter den Anhängern seiner eigenen republikanischen Partei sank die Rate von 91 auf 78 Prozent.
Auch in der Umfrage von CNN schnitt Bush nicht gut ab. Nur 15 Prozent der Schwarzen sagen, Bush habe einen guten Job gemacht. Dagegen zeigten sich 49 Prozent der Weißen zufrieden, schreibt "CNN.com".
Mehrheit für öffentliche Untersuchung
Das Misstrauen ist groß: 64 Prozent der Republikaner und sogar 83 Prozent der Demokraten fordern eine öffentliche Untersuchung der Vorfälle rund um "Katrina". 57 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die staatlichen Behörden zur Rechenschaft gezogen werden.
Neuer FEMA-Chef
Die Zahl der bestätigten Todesopfer im Krisengebiet stieg am Montag auf mehr als 500. Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde FEMA, Michael Brown, kündigte unterdessen seinen Rücktritt an. Brown reagierte damit auf die heftige Kritik an seiner Behörde nach dem Hurrikan.
Bereits am Freitag hatte Bush dem FEMA-Direktor die Leitung der Hilfsmaßnahmen entzogen. "Mein Eindruck von New Orleans ist: Die Besserung ist auf dem Weg", sagte Bush nach seinem Besuch in der Stadt. Er erklärte, er werde David Paulison zum Chef der Behörde FEMA ernennen. Der aus Miami stammende Paulison leitet bislang die Abteilung für Notfallvorsorge.
Noch drei Monate kein sauberes Wasser
Nach Einschätzung der FEMA müssen 200.000 obdachlose Opfer des Hurrikans bis zu fünf Jahre provisorisch untergebracht werden. Die Behörde plant die Errichtung von Wohnwagen-Siedlungen mit bis zu 25.000 Bewohnern vor allem im US-Staat Louisiana, wie der Chef der zuständigen FEMA-Abteilung, Brad Fair, sagte. "Dies kommt nicht ganz an den Bau der Pyramiden heran, aber fast", erklärte er.
Im Katastrophengebiet entspannte sich die Lage weiter. Nach Behördenangaben arbeiten fast zwei Drittel der Wasserwerke in Louisiana wieder. Bis alle Haushalte in New Orleans wieder mit sauberem Wasser versorgt werden, dauert es nach Angaben der Nationalgarde aber noch mindestens drei Monate.
Hohe Spendenbereitschaft
Neueste Statistiken ergaben unterdessen, dass Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen in den USA bislang rund 739 Millionen US-Dollar (600 Millionen Euro) für die Hurrikan-Opfer gespendet haben. 584 Millionen Dollar davon gingen an das amerikanische Rote Kreuz. Die Verwendung des Geldes, das die Bundesregierung ins Katastrophengebiet schickt, soll von Fachleuten kontrolliert werden. Sie sollten die Arbeiten der Subunternehmer in Alabama, Louisiana und Mississippi prüfen, um die Einhaltung der Gesetze sicherzustellen, erklärte die Heimatschutzbehörde. (kas)