Schmeichelhafter Sieg gegen Chile
5. März 2014Das hatten sich Bundestrainer Joachim Löw und die 54.000 Zuschauer im Stuttgarter Stadion ganz anders vorgestellt. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft startete zwar mit einem 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Chile ins WM-Jahr 2014, doch der Sieg gegen den WM-Teilnehmer aus Südamerika war äußerst glücklich. Mario Götze erzielte den einzigen Treffer des Abends gegen den 14. der Weltrangliste. Ein Pfeifkonzert begleitete die Mannschaft nach dem Abpfiff in die Kabine. "Wir wissen alle, dass wir noch viel Arbeit bis zur WM haben", räumte Kapitän Philipp Lahm im ARD-Interview ein. "Wir haben schon ein paar Fehler gemacht", sagte Bastian Schweinsteiger. "Aber Sieg ist Sieg. Und Chile ist ja nicht umsonst in Südamerika eine der drei besten Mannschaften." Auch der Bundestrainer verwies auf die hohe Qualität des Gegners, konnte seine Enttäuschung aber kaum verhehlen. "Wir hatten zu viele Ballverluste", sagte Löw. "Wir waren nicht in der Lage, Dominanz auszustrahlen."
Tor wie aus dem Nichts
Überraschend hatte Löw in der Startformation auf der linken Abwehrseite den Hamburger Marcell Jansen statt des Dortmunder Verteidigers Marcel Schmelzer aufgeboten. Dessen Vereinskollege Kevin Großkreutz gab nach drei Jahren sein Comeback im Nationalteam. Die Anfangsphase gehörte jedoch nicht der deutschen Mannschaft, sondern überraschend den Gästen aus Chile. Als der ehemalige Leverkusener Bundesliga-Profi Arturo Vidal von Juventus Turin nach einem Eckball aufs Tor köpfte, musste Philipp Lahm auf der Linie klären (9. Minute). Es folgten weitere gefährliche Angriffe der Chilenen gegen eine verunsichert wirkende deutsche Abwehr. Wie aus dem Nichts fiel der Führungstreffer für Löws Mannschaft. Mario Götze schlenzte den Ball nach einem Pass von Mesut Özil aus zehn Metern zum 1:0 (16.) ins rechte obere Eck. Wer dachte, der Treffer sorge für Sicherheit im deutschen Spiel, sah sich getäuscht. Wenn Chile schnell spielte, schwamm die Abwehrkette. Daran änderte sich auch nichts, als Jansen verletzt vom Platz musste und für ihn Schmelzer kam. Vidal (26.) und Charles Aranguiz (44.) vergaben hochkarätige Chancen zum Ausgleich. Es blieb bei der glücklichen Pausenführung.
Löws Wutausbruch
Zur zweiten Hälfte brachte Bundestrainer Löw André Schürrle für den glücklosen Miroslav Klose, der ohne eine einzige ernsthafte Torchance geblieben war. Klose wartet also weiter auf seinen 69. Treffer im Nationaltrikot, mit dem er Gerd Müller hinter sich lassen und alleiniger Rekordtorschütze der Nationalmannschaft würde. Doch auch mit Schürrle blieb die große Wende aus. Nach einer Stunde platzte Löw der Kragen. Wutentbrannt stürmte der Bundestrainer zur Seitenlinie und brüllte seinen Zorn heraus. Als Antwort erhielt er die nächste Großchance der Chilenen: Eduardo Vargas kam im Strafraum frei zum Schuss (62.), der Ball knallte von der Unterkante der Latte auf die Linie.
Ginters Kurzdebüt
Immer häufiger waren jetzt von den 54.000 Zuschauern Pfiffe zu hören. Manuel Neuer musste mehrfach in höchster Not klären, der Ausgleich lag in der Luft. Die Südamerikaner machten alles richtig, nur das Toreschießen vergaßen sie. Sieben Minuten vor Schluss wechselte Löw noch Lukas Podolski ein. Der hätte kurz danach fast den chilenischen Torwart Johnny Herrera bei einem Abstoß überrascht und wurde für seinen Einsatz mit freundlichem Applaus belohnt. Ein weiterer Treffer für die deutsche Mannschaft wäre jedoch angesichts der schwachen Leistung auch des Guten zu viel gewesen. In der Schlussminute kam Matthias Ginter vom SC Freiburg noch zu einem Kurzdebüt als Nationalspieler. Wenigstens einer, der sich freuen konnte.
USA und Ghana verlieren, Portugal siegt
Während das deutsche Team trotz schwacher Leistung immerhin gewann, kassierten zwei WM-Gegner überraschende Niederlagen. Das Team der USA unter Trainer Jürgen Klinsmann verlor gegen die Ukraine mit 0:2 (0:1). Die Partie war wegen der Unruhen in der Ukraine nach Zypern verlegt worden. Ghana unterlag in Montenegro mit 0:1 (0:1). Portugal, am 16. Juni erster WM-Gegner Deutschlands, fertigte Kamerun mit 5:1 (1:1) ab. Weltfußballer Cristiano Ronaldo steuerte zwei Treffer bei.
Weltmeister Spanien gewann dank eines Tores von Pedro das Prestigeduell gegen Italien mit 1:0 (0:0). Im Duell des WM-Gastgebers von 2010 gegen den von 2014 verlor Südafrika gegen Brasilien mit 0:5 (0:2). Stürmerstar Neymar gelang ein Dreierpack.