"Schmutziges Öl" aus Libyen für Europa
18. Oktober 2017Drei Verdächtige stehen unter Hausarrest, sechs sitzen mit Haftbefehl im Gefängnis. Es soll sich um Malteser, Italiener und Libyer handeln, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Nach drei Libyern werde weiter gefahndet.
Wie die italienische Finanzpolizei mitteilte, wurde der Treibstoff illegal aus einer Raffinerie in Al-Sawija rund 40 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis abgezogen und nach Sizilien verschifft. Dort wurde er mit anderem Kraftstoff gemischt und auf dem italienischen und europäischen Markt weiterverteilt. Innerhalb eines Jahres wurden mehr als 82 Millionen Kilogramm mit einem Wert von 51 Millionen Euro geschmuggelt.
Steuerverlust in Millionenhöhe
Dem italienischen Staat entgingen dadurch Steuereinnahmen von 11 Millionen Euro. Um dem Betrug auf die Schliche zu kommen, waren Gespräche zwischen den Verdächtigen abgehört und die Bewegung der Schiffe überwacht worden.
Öl ist die Haupteinnahmequelle für Libyen. Zuletzt war die Förderung mit mehr als einer Million Barrel pro Tag auf den höchsten Stand seit etwa vier Jahren angestiegen. Das Geschäft mit dem Rohstoff unterliegt dabei alleine der Nationalen Ölgesellschaft (NOC). Benzin kostet aktuell etwa neun Cent pro Liter. Das ist so günstig wie in kaum einem anderen Land der Welt.
Der Schwarzmarkt für Öl ist längst bekannt: In der Vergangenheit wurde Treibstoff oft über größere Schiffe außer Landes geschmuggelt. Diese warteten einige Kilometer vor der libyschen Küste, wo sie durch kleinere Zubringerboote befüllt wurden.
Verbindung zu Menschenschmugglern?
Der Fall macht deutlich, wie die kriminellen Machenschaften in dem Bürgerkriegsland miteinander verwoben sind. Wie der ermittelnde Staatsanwalt Carmelo Zuccaro mitteilte, war einer der in den Kraftstoffschmuggel Verwickelten der Anführer einer einflussreichen Miliz gewesen, die die Stadt Suwara kontrollierte.
Vermutlich ist er einer der Verantwortlichen für Menschenhandel in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland, denn Suwara gilt als eine der Drehscheiben für den Menschenschmuggel in Libyen. Zuccaro sagte auch: "Wir können nicht ausschließen, dass Teile der Einkünfte dieses illegalen Handels an die Terrormiliz IS gegangen sind."
uh/sti ( dpa, afp)