Schottlands Fußball-Party bei der EM 2024 ist vorbei
24. Juni 2024Wo immer sie während der Fußball-Europameisterschaft aufgetreten sind, haben sie die Herzen erobert und viele neue Freunde gewonnen. Schottlands Fans, die sogenannte "Tartan Army", waren eine echte Bereicherung der EURO 2024: friedlich, herzlich und immer gut gelaunt - selbst wenn mitunter viel Alkohol im Spiel war und es sportlich nicht immer gut lief für das eigene Team.
Zu Tausenden reisten sie ihrer Mannschaft durch Deutschland hinterher - zunächst nach München, wo es im Eröffnungsspiel gegen Deutschland eine 1:5-Niederlage gab. Zuvor hatten die schottischen Anhänger auf dem Marienplatz für beste Stimmung gesorgt und die Stadt quasi übernommen. Ein Fan stellte in einem Fernsehinterview sogar die nicht ganz ernst gemeinte Frage: "Wer ist hier eigentlich der Gastgeber? Ich sehe viel mehr von uns als von euch."
"No Scotland, no party"
In Schottenröcken und mit Dudelsäcken ging es danach zum Spiel gegen die Schweiz nach Köln. Wieder gab es eine Vorab-Open-Air-Feier, diesmal auf den Treppenstufen vor dem Kölner Dom. Aus tausenden Kehlen wurden Lieder wie "We've got McGinn, Super John McGinn" gesungen, die Nationalhymne "O flower of Scotland" oder in der Dauerschleife: "No Scotland, no party!" Aber auch Liebes-Sprechchöre auf Deutschland waren zu hören und in etlichen Posts auf X oder Instagram wurden die Menschen im EM-Gastgeberland für ihre Offenheit und Gastfreundschaft gelobt.
Regelrecht berühmt wurden - dank Social Media - mindestens zwei Begebenheiten: Nachdem ein schottischer Fan sein Handy verloren hatte, bekam er es von der Polizei zurück, bei der es von deutschen Fans abgegeben worden war. Auf dem Handy fand der Schotte ein Selfie der fünf ehrlichen Finder.
Und auch ein Video zweier schottischer Fans ging viral, in dem sie in der Kölner Altstadt schützend ihren Regenschirm über eine Rentnerin mit Rollator hielten und sie durch den Regen geleiteten. Nicht umsonst wurden Schottlands Anhänger immer wieder als die "beliebtesten Fans der EM" bezeichnet und geehrt.
Nach der Feier in der Kölner Innenstadt und einem beeindruckenden Fanmarsch zum Stadion, endete das Spiel gegen die Schweiz 1:1 - und gab den Schotten die Hoffnung, mit einem Sieg in der abschließenden Partie gegen Ungarn sogar ins Achtelfinale zu kommen.
Ungarischer Sieg nach Verletzungsschock
Doch daraus wurde nichts. Das entscheidende Spiel gegen Ungarn endete durch einen späten Treffer mit einer 0:1-Niederlage für die Schotten, die danach mit leeren Blicken auf dem Rasen der Stuttgarter Arena standen. Kevin Csoboth erzielte das einzige Tor der Partie in der zehnten Minute der Nachspielzeit (90.+10).
Die lange Verzögerung war nötig geworden, weil es Mitte der zweiten Halbzeit eine lange Verletzungspause gegeben hatte. Ungarns Barnabas Varga war in der 68. Minute mit dem schottischen Torwart Angus Gunn zusammengeprallt und auf den Rücken gefallen. Er blieb mit verkrampften Armen, schwer atmend und stark benommen auf dem Platz liegen. Sanitäter eilten herbei und behandelten den 29-Jährigen minutenlang hinter einem Sichtschutz. Schließlich konnte er unter dem Applaus der Zuschauer auf einer Trage vom Platz und ins Krankenhaus gebracht werden.
Beim ungarischen Fernsehsender M4 hieß es später, Vargas sei in einem stabilen Zustand. Nach Informationen des deutschen Senders Magenta TV war er noch vor Schlusspfiff ansprechbar. Der Freiburger Roland Sallai sagte M4, Varga gehe es besser und er hoffe, dass der Stürmer von Ferencvaros Budapest schnell gesund und ins Team zurückkehren werde. Allerdings wurde einige Stunden nach dem Spiel die Diagnose bekanntgegeben: Varga hat Knochenbrüche im Gesicht unter dem Auge erlitten, außerdem eine Gehirnerschütterung. Die EM ist damit - unabhängig davon, ob die Ungarn als einer der vier besten Gruppendritten weiterkommen oder nicht - für ihn beendet.
Schottland fährt nach Hause - und hinterlässt viele Freunde
Nicht zurückkehren werden auch die Schotten. Ihr Traum von der K.o.-Runde der Europameisterschaft ist geplatzt und sie fahren mit nur einem Punkt als Gruppenletzter nach Hause. Schottlands Fans und Mannschaft werden dem Turnier fehlen - viele gute Erinnerungen werden bleiben.
Auf Social Media kursierten bereits vor dem Spiel viele gute Wünsche deutscher Fußball-Anhänger, die die Schotten unbedingt weiter dabei haben wollten und sogar eine Online-Petition, dass das DFB-Team ab jetzt in jedem Jahr ein Freundschaftsspiel gegen das schottische Team austragen solle.