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Schriftsteller lesen Werke von Salman Rushdie

Torsten Landsberg
26. September 2022

Nach dem Anschlag auf den Schriftsteller der "satanischen Verse" rufen Kolleginnen und Kollegen zur Freiheit des Wortes auf. Aus Solidarität lesen sie weltweit aus Rushdies Romanen vor.

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Salman Rushdie
Salmen Rushdie ist bei einem Attentat schwer verletzt wordenBild: Herbert Neubauer/AFP via Getty Images

Am 26. September 1988 erschien Salman Rushdies Roman "Die satanischen Verse" in der englischsprachigen Erstausgabe. Das Buch sollte das Leben seines Autors grundlegend verändern. Wegen angeblicher Gotteslästerung kam es in zahlreichen Ländern zu teils gewaltsamen Protesten, in Indien und Pakistan wurde der Import verboten.

Fast ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung rief der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini zur Ermordung Rushdies und aller an der Verbreitung des Romans beteiligten Personen auf - versehen mit einem millionenschweren und in den Folgejahren mehrfach erhöhten Kopfgeld. Khomeini stützte sich auf ein islamisches Rechtsgutachten, eine sogenannte Fatwa, die er in Auftrag gegeben hatte.

Mehr als 30 Jahre später wurde Rushdie Opfer eines Attentats. Am 12. August 2022 attackierte ein 24-Jähriger den Schriftsteller bei einem Vortrag im US-Bundesstaat New York. Rushdie überlebte schwer verletzt, wurde zeitweise künstlich beatmet und hat bleibende Schäden davon getragen. Die Friedensnobelpreisträgerin von 2021, die philippinische Investigativjournalistin Maria Ressa, sollte an diesem Tag nach Rushdie ans Rednerpult treten: "Es waren die Leute aus dem Publikum, die den Messerstecher aufhalten wollten, die Polizei war zu weit weg, sie war nicht einmal in der Nähe", erzählte sie später. "Die Leute waren traumatisiert, und es stellte sich die Frage: Wie geht es weiter? Der Angriff gegen ihn sollte...den Menschen Angst einjagen."

Nach Jahren im Untergrund und unter Polizeischutz lebte Rushdie inzwischen schon länger frei in New York und ohne Sorge um sein Leben, wie er in Interviews sagte. Zum Jubiläum der Erstveröffentlichung seines umstrittenen Romans hatten zahlreiche Literaturverbände, Schriftstellerinnen und Autoren Solidaritätslesungen organisiert.

USA | PEN America | Solidaritätsbekundung für Salman Rushdie in New York
Eine Teilnehmerin der Solidaritätsbekundung in New York mit einem Zitat von Salman Rushdie: "Es ist sehr, sehr leicht, nicht von einem Buch beleidigt zu werden. Du musst es nur zuklappen"Bild: Sarah Ynez-Richards/Agencia EFE/IMAGO

Für den 29. September ruft das Internationale Literaturfestival Berlin dazu auf, an einer "Weltweiten Lesung" von Rushdies Werken teilzunehmen, um ein "Zeichen für die Freiheit der Literatur und des öffentlichen Wortes" zu setzen. Einzelpersonen, Schulen, Universitäten, Kulturinstitutionen und Medien sind zu der Aktion eingeladen. Beteiligt sind Elfriede Jelinek, Jennifer Clement, Andrei Kurkov, Wole Soyinka, Janne Teller, Bernard-Henri Levy, Peter Schneider, Amir Hassan Cheheltan, Robert Hass und Sergei Lebjedev.

Am 26. September hatten bereits mehr als 60 Autorinnen und Autoren in einer Aktion des deutschen PEN Zentrums auf Englisch, Italienisch, Französisch, Kurdisch, Farsi und Deutsch aus verschiedenen Werken des Schriftstellers gelesen. Vertreten waren unter anderen Ulrike Draesner, Jenny Erpenbeck, Nora Gomringer, Thomas Lehr, Ingo Schulze, Uwe Timm und Ilija Trojanow.

Am 27. September folgte auf dem "Festival of Authors" in Toronto eine Solidaritätsveranstaltung unter Teilnahme von Margaret Atwood, John Irving und Ian McEwan.

Und schon im August fand in New York und Berlin eine Solidaritätslesung mit dem Titel "Stand with Salman" statt, an der sich neben anderen die Schriftstellerinnen A.M. Homes und Siri Hustvedt beteiligten.

Rushdies Roman "Die satanischen Verse" handelt von zwei indischen Schauspielern, die einen Flugzeugabsturz überleben. Der eine verwandelt sich in den Erzengel, der andere ähnelt dem Teufel. Der Titel des Romans bezieht sich auf zwei Verse, die dem Propheten Mohammed angeblich von Satan eingeflüstert worden sind.