Schrumpfende Gletscher in den Anden
Die Folgen des Klimawandels werden auch in den Anden in Südamerika deutlich: Gletscher dort schmelzen noch schneller als anderswo. Der bröckelnde Fels und immer mehr Regen haben Folgen für Natur und Menschen.
Schwindende weiße Pracht
Die Cordillera-Blanca-Gebirgskette in den nördlichen Anden Perus. Hier findet man die höchsten Berge Amerikas. Doch das Eis der bis zu 6700 Meter hohen Gipfel ist bedroht. Steigende Temperaturen aufgrund des Klimawandels lassen die Gletscher immer schneller schmelzen und der Permafrost taut. Das erhöht das Risiko von Überschwemmungen und Erdrutschen - und bedroht das Trinkwasser der Menschen.
Es fließt und tropft
Blick in eine Gletscherspalte am Nevado Pastoruri im Nationalpark Huascarán in der Cordillera Blanca. Auch dort schwindet der Gletscher. Eine multinationale Studie hat ergeben, dass die Tagesoberflächentemperaturen im Winter in den Anden seit dem Jahr 2000 in einer Höhe von 1000 bis 1500 Metern um 0,5 Grad Celsius pro Jahrzehnt gestiegen sind. In Höhen über 5000 Metern sind es sogar um 1,7 Grad.
Veränderte Landschaft
Am Mateo-Berg in Peru haben sich durch die Wärme Bergseen gebildet. Noch vor wenigen Jahren musste man hier einen Gletscher überqueren, wenn man zum Gipfel wollte. Der letzte Anstieg ist nun ein felsiger Hang.
Schwierigerer Aufstieg
Eine Gruppe von Mateo-Bergsteigern am schwindenden Gletscher: "Die Veränderungen, die wir sehen, sind beispiellos in der jüngeren Geschichte der Menschheit", sagt Pablo Wainstein, der seit mehr als zwei Jahrzehnten die Gletscher der Anden und der Arktis untersucht. Die Andengletscher seien nur wenig erforscht, da das Gebirge groß ist und viele der Berge abgelegen sind, sagt Wainstein.
Regen auf 5000 Metern Höhe
Die Anden sind wichtig als Wasserreservoir. Gletscher speichern im Winter Niederschlag als Schnee und Eis und geben ihn als Schmelzwasser wieder frei. Doch nun regnet es auch in großen Höhen, wie hier am Nevado Pastoruri. Und der fließt zu schnell ab. Ranger Edson Ramirez vom Huascarán-Nationalpark sagt, Regen auf 5000 Metern Höhe sei Indikator, "dass Druck und Temperatur völlig verändert sind".
Einst verehrt, jetzt in Gefahr
Ein ähnliches Bild auch 2800 Kilometer weiter südlich. In Chile ragt der El Plomo 5400 Meter in den Himmel. An klaren Tagen ist das Bergmassiv sogar von der nahen Hauptstadt Santiago aus zu sehen. Der vergletscherte Gipfel wird seit Jahrhunderten erklommen und verehrt. Die Inkas brachten ihm sogar Menschenopfer dar. Doch nun bröckelt El Plomo. Der Klimawandel macht seinem Eispanzer zu schaffen.
Bedrohte Lebensgrundlage
"Jedes Jahr wird alles schwieriger und es gibt mehr Traurigkeit", sagt Maultierführer Francisco Gallardo. Seit er 14 ist, arbeitet er auf dem El Plomo, hilft Bergsteigern, Ausrüstung hier ins Basislager gut 1300 Meter unterhalb des Gipfels zu bringen. Der 60-Jährige fürchtet, dass er und seine Familie nur noch etwa zehn Jahre bleiben können, bevor sie umziehen und neue Jobs suchen müssen.
Historische Erinnerungen
Osvaldo Segundo Villegas kennt El Plomo schon lang: Vor 50 Jahren hat er dort als Bergretter angefangen. Er half unter anderem bei der Rettung von Uruguays Rugby-Team, das 1972 mit dem Flugzeug auf dem Weg nach Santiago in den Anden abgestürzte. "Ich kenne Gegenden in Patagonien, die voller Gletscher waren. Jetzt ist dort Wald. Und so wird es hier auch sein", prognostiziert der heute 80-Jährige.
Zunehmende Schwierigkeiten am Berg
Der Weg zum Gipfel des Lo Curro bei Santiago ist immer noch derselbe, den einst die Inkas nahmen. Durch den schmelzenden Permafrost besteht jetzt eine höhere Gefahr von Steinschlägen und Erdrutschen. Hier üben Freiwillige der Bergretterorganisation Socorro Andino, wie man Verunglückte in der bröselnden Felswand birgt und in Sicherheit bringt, ohne sich selbst zu gefährden.