Schwarze Woche für die Bundesliga
29. September 2017Die Blamage ist komplett. Zum ersten Mal seit 1981 verlieren gleich sechs Bundesligisten innerhalb einer Woche ihre Europapokalspiele. Bezeichnend war der Auftritt von 1899 Hoffenheim am Donnerstag in der Europa-League-Partie bei Ludogorez Rasgrad. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann war mit breiter Brust als Tabellenzweiter der Bundesliga nach Bulgarien gereist. Und begann auch so, mit einem Blitztor nach 96 Sekunden durch Pavel Kaderabek zum 1:0. "Mein Tor war unser einziger guter Moment", fasste der Tscheche nach der 1:2 (1:0)-Niederlage zusammen - und hatte recht. Hoffenheim wirkte ab Mitte der ersten Halbzeit müde, überspielt, unentschlossen und unkonzentriert. Die Gegentore im zweiten Durchgang fielen fast zwangsläufig. So musste sich der Bundesligist am Ende dem bulgarischen Meister - einer guten, aber keiner Top-Mannschaft - absolut verdient geschlagen geben. Für die Hoffenheimer war es, inklusive dem Aus in der Champions-League-Qualifikation, die vierte Niederlage im vierten Europapokalspiel. Eine verheerende Bilanz.
Ideenlos, glücklos
Auch Hertha BSC ließ beim 0:1 (0:1) bei Östersunds FK internationale Klasse vermissen. Zugegeben, der Handelfmeter für die Schweden war aus Sicht der Berliner unglücklich. Doch Hertha fiel gegen die Gastgeber, die vor sechs Jahren noch in der vierten schwedischen Liga kickten, auch nichts ein, um dem Spiel eine Wende zu geben. Dass auch das Schlusslicht der Bundesliga, der 1. FC Köln, gegen Roter Stern Belgrad mit 0:1 (0:1) unterlag, klingt noch am wenigsten überraschend. Wieder einmal verschliefen die Kölner die erste Halbzeit komplett. Der Mannschaft von Trainer Peter Stöger muss aber immerhin zugute gehalten werden, dass sie sich im zweiten Durchgang leidenschaftlich gegen die Niederlage stemmte und wirklich Pech hatte. Dreimal Aluminium, es sollte einfach nicht sein.
Harmlos, ratlos
In der Champions League sah es aus deutscher Sicht genauso düster aus wie in der Europa League. Der FC Bayern ging bei Paris St. Germain mit 0:3 (0:2) unter. Das war eine Demütigung, ein Klassenunterschied wurde offenbar. Die Münchener spielten harmlos, ohne sichtbares Konzept. Dass die entsetzten Vereinsoberen anschließend die Reißleine zogen und Trainer Carlo Ancelotti feuerten, erschien fast zwangläufig. Borussia Dortmund, in der Bundesliga Spitze, bekam beim 1:3 (0:1) gegen Real Madrid ebenfalls seine Grenzen auf internationaler Bühne aufgezeigt. Auch hier war Real eine Klasse besser. Vizemeister RB Leipzig schließlich präsentierte sich beim 0:2 (0:2) bei Besiktas schlicht überfordert. Trainer Ralph Hasenhüttl räumte anschließend ein, dass einige seiner Spieler mit der Hexenkessel-Atmosphäre in Istanbul nicht klargekommen seien. Eigentlich ein Offenbarungseid. Vielleicht sollten alle Bundesligisten, die international im Einsatz sind, noch einmal in sich gehen, ihr Personal überprüfen und ihre taktischen Konzepte überdenken. Sonst droht die Bundesliga in Europa zur Lachnummer zu werden.