Schweiz und Frankreich nach Remis weiter
19. Juni 2016Gruppensieger ja, aber ohne Glanz und Gloria: Die Schweiz schafft Historisches und ringt Gastgeber Frankreich ein 0:0 ab. Nach zwei Siegen und einem Unentschieden ziehen die Franzosen als Gruppenerster in die K.o-Runde ein. Und sie waren dem Sieg näher als die Eidgenossen, die als Gruppenzweiter im Achtelfinale auf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft treffen können, wenn der Weltmeister seine Gruppe als Zweiter abschließt. Der Schweizer Trainer Vladimir Petkovic verfällt deshalb aber nicht in Panik: "Wir warten ab, gegen wen wir spielen werden - dann werden wir bereit sein. Wir können mit starken Gegnern mithalten und haben noch etwas Zeit, uns zu verbessern." Die Équipe Tricolore trifft am Sonntag in Lyon auf einen Gruppendritten.
Das Duell blieb bis zum Schluss spannend, mit deutlichen Vorteilen für die Franzosen, denen allerdings dieses Mal ein Last-Minute-Treffer verwehrt blieb. Die 45.616 Fans im Stadion sahen einen leidenschaftlich aufspielenden Paul Pogba, der sich erstmals in der 12. Minute ein Herz fasste und aus 17 Metern abzog. Yann Sommer im Kasten der Schweizer pritschte den Ball in Volleyball-Manier an die Latte - es war die erste Großchance des Spiels. Der mit 1,83 Meter für einen Torwart relativ kleine Spieler des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach bekam fortan alle Hände voll zu tun: Pogba, zuletzt von seinem Trainer Didier Deschamps oft kritisiert, zeigte sich hoch motiviert und suchte wiederholt den Torabschluss. In der 18. Minute traf der Offensivmann von Juventus Turin mit einem Hammer aus gut 20 Metern erneut die Latte - dieses Mal direkt, ohne dass Sommer überhaupt Zeit zu einer Reaktion gehabt hätte.
Lattentreffer und Materialschäden
Sommer war es auch in der 57. Minute, der den Schuss von Antoine Griezmann nach feinem Doppelpass entschärfen konnte. Die Schweizer waren bis dahin nur durch die mangelnde Qualität ihrer Offensive und ihrer Bekleidung aufgefallen: Gleich drei Trikots hielten der Belastung des Spiels nicht Stand und rissen ein: Die Shirts von Noch-Gladbacher Granit Xhaka, Bayer Leverkusens Admir Mehmedi und von Basels Breel Embolo hingen noch vor dem Pausenpfiff in Fetzen - bei Xhaka riss sogar auch das Ersatzshirt im zweiten Durchgang. Da ging dann auch noch dem Spielball nach einem Zweikampf die Luft aus - so erging es auch der Partie: Beide Teams tasteten sich ab, wollten keine Fehler machen und lauerten auf Konter.
Erst als der eingewechselte Last-Minute-Torschütze Dimitri Payet nach toller Flanke von Flügelflitzer Moussa Sissoko abschloss und das Tor von Sommer mit seinem Lattentreffer erneut zum Wackeln brachte (75.), kam wieder Stimmung auf im weiten Rund des Stade Pierre-Mauroy von Lille. Payet schoss sich immer besser ein - doch auch sein zweiter Versuch in der 80. Minute verfehlte das Tor. Auch die Schweizer wurden mutiger. Xherdan Shaqiri zirkelte seinen Eckball direkt auf das Tor, doch ohne Erfolg. Und so gaben sich die beiden Teams mit dem Remis zufrieden. Der französische Nationatrainer Deschamps bilanzierte: "Wir haben unser Ziel erreicht. Die Schweiz war technisch gut, aber wir hatten die besseren Gelegenheiten. Ich bin nicht blind, wir können sicher noch besser spielen."
Albanien schlägt Rumänien
Im zeitgleichen Parallelspiel der Gruppe A setzte sich EM-Debütant Albanien gegen Rumänien mit 1:0 (1:0) durch. Den Siegtreffer erzielte Armando Sadiku kurz vor dem Pausenpfiff durch einen Kopfball nach Vorarbeit von Ledian Memushaj - es war der erste EM-Treffer in der Geschichte Albaniens. "Das war so emotional, das kann ich gar nicht beschreiben. Ich bin sehr glücklich", freute sich der Torschütze.
Die albanischen Fans feierten den Erfolg des Teams um den Kölner Bundesligaprofi Mergim Mavraj wie einen Turniersieg. "Das ist ein großartiges Gefühl. Ich bin mir so sicher, dass wir das verdient haben. Ich hoffe, das wir das Glück haben weiter zu kommen", sagte der erst spät eingewechselte Lorik Cana. "Wir haben natürlich Schwächen im Vergleich zu anderen Teams, aber dafür haben wir den Willen, unser Herz und unsere Einsatzbereitschaft", sagte der Kapitän der Albaner. Der EM-Neuling hat als Gruppendritter zwar nun drei Punkte auf den Konto - ob das für einen Platz im Achtelfinale ausreicht, darf aber bezweifelt werden. Die besten vier Gruppendritten ziehen wie die Gruppensieger und -zweiten in die K.o.-Runde ein. Die Rumänen sind ausgeschieden.
Hier können Sie das Spiel Frankreich - Schweiz noch einmal in unserem Live-Ticker nachlesen: