Schweizer "Gütermetro" nimmt wichtige Hürde
29. Januar 2020Das geplante Gütertransport-System durch die Schweiz ist ein ambitioniertes, fast schon utopisch wirkendes Megaprojekt. Mit "Cargo Sous Terrain" (CST) soll ein unterirdisches Netz erstellt werden, in dem kleine autonome E-Fahrzeuge Güter transportieren. Unter der Erde, frei von Staus auf Straßen und Schienen, sollen kleinere Waren in Tunnels von Logistikzentren in die größeren Städte geführt und von dort direkt verteilt werden. Die kleinen Transportfahrzeuge sollen digital gesteuert werden und rund um die Uhr fahren.
Die Schweizer Regierung, der Bundesrat, hat jetzt beschlossen, per Gesetz die rechtlichen Grundlagen für eine Umsetzung zu schaffen. Das Ministerium für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) werde beauftragt, eine Gesetzesvorlage für "Cargo sous Terrain" zu erarbeiten. Diese solle spätestens im Herbst 2020 dem Parlament vorgelegt werden.
Kein Ersatz, sondern Ergänzung für bestehende Transportsysteme
"Cargo sous terrain" wird mehrheitlich als zukunftsorientierte und umweltfreundliche Ergänzung des Schienen- und Straßengüterverkehrs beurteilt", teilte das Kabinett mit Blick auf das in der Schweiz durchaus umstrittene Projekt mit. Kritiker verweisen darauf, dass nicht geklärt sei, ob das Projekt profitabel sei. Zudem spreche die kleinteilige Siedlungsstruktur der Schweiz dagegen. Es müssten zu viele Haltepunkte eingerichtet werden.
Die CST-Projektleitung begrüßte die Kabinettsentscheidung. Das geplante Gesetz sei die Voraussetzung für die Realisierung des zukunftsweisenden Gesamtlogistiksystems. Es schaffe klare Bedingungen für Bau und Betrieb der Anlagen und die nötige Rechtssicherheit für die Investoren, heißt es. Hinter der Aktiengesellschaft CST stehen unter anderem die Schweizer Bahn SBB, die Post und der Telekomkonzern Swisscom, die Supermarktketten Coop und Migros, Logistikunternehmen, Versicherungen und Energieunternehmen.
Durchlöchert wie ein Schweizer Käse
Die Kosten des Riesenprojekts, das die Schweiz zwischen St. Gallen unweit des Bodensees und Genf rund 400 Kilometer weiter südwestlich untertunneln soll, werden auf 30 Milliarden Franken (28 Milliarden Euro) geschätzt. Die Eröffnung einer ersten Teilstrecke zwischen Zürich und Härkingen-Niederbipp wird für 2031 angepeilt. Die Projektleitung schätzt die Kosten dafür auf drei Milliarden Franken.
Durch die Verlagerung des Transports unter die Erde könnten laut CST rund 40.000 Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr eingespart werden, etwa so viel wie die Emissionen eines Ortes mit 7.500 Einwohnern.
qu/kle (dpa, Schweizer Bundesrat)